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Wirtschaft: "Trust" hält den Smart nicht in der Spur

BERLIN .Nun sah es so aus, als kämen die Kleinen endlich ans Laufen.

BERLIN .Nun sah es so aus, als kämen die Kleinen endlich ans Laufen.Die A-Klasse fährt sich inzwischen ganz gut und sicher und auch der Smart schien die Kinderkrankheiten durchgestanden zu haben.Doch dann kam kaltes Wetter, Eis und Schnee, und das kleinste Mobil des DaimlerChrysler-Konzerns rutschte aus, setzte sich sogar medienwirksam auf den Hintern."Das Auto kann Männchen machen", höhnte der "Stern".Viel Pech begleitet den Stuttgarter Luxusautohersteller bei seinem Ausflug in die unteren Wagenklassen.Erst warf der Elch-Test die A-Klasse aus der Bahn, dann kippte der Smart auf die Seite, schließlich stockte der Produktionsanlauf im französischen Hambach.Nachdem rund 300 Mill.DM in die Nachbesserung des Zweisitzers investiert werden mußten - Absenkung des Schwerpunkts, breitere Spur - gabs Probleme mit den Zulieferern.Ab und an paßten die Türen nicht.Im Oktober letzten Jahres endlich, mit sechs Monaten Verspätung, rollte der Smart auf den Markt.DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp stand dem Kleinwagen immer skeptisch gegenüber und verwehrte ihm den Mercedes-Stern: Das Image des soliden Herstellers hätte durch den Winzling Schaden nehmen können.Also schlüpfte der Smart als separate Marke unters Konzerndach.Wenig erfreulich verlief die Zusammenarbeit mit dem Smart-Erfinder Nicolas Hayek.Nach jahrelanger Suche hatte der Swatch-Schöpfer 1994 mit Daimler-Benz einen Partner für die Micro Compact Car AG (MCC) gefunden, die den Smart nun im Elsaß produziert.Hayek hielt 19 Prozent an der MCC, konnte sich aber nicht mit seinen Plänen - zum Beispiel ein Hybrid-Fahrzeug mit Benzin- und Batterieantrieb - durchsetzen.Auch bei der Vermarktung des Stadtautos gab es unterschiedliche Auffassungen.Folgerichtig stieg Hayek aus, DaimlerChrysler übernahm vergangenen Herbst die MCC-Anteile.

Ob der Kleine ein Renner wird, ist bislang kaum zu sagen; 20 000 Kisten sind verkauft, in diesem Jahr sollen rund 120 000 abgesetzt werden.Doch die mangelhafte Bodenhaftung dürfte kaum die Nachfrage stimulieren.Die Händler sind nervös, im Berliner Smart Center war am Montag keine Stellungnahme zu bekommen.In der Stadt gibt es bislang ein Center in Marienfelde, wo alle Smart-Modelle verkauft werden, Wartungs- und Service-Kapazitäten bereitstehen.Fünf kleine "Verkaufssatelliten" - zwei davon unterm Dach von Sinn-Leffers-Modehäusern - verkaufen ebenfalls Smart in Berlin.Eigentlich soll die "Traktions- und Stabilitätskontrolle" (Trust) das Wägelchen in der Spur halten.Auch bei Schnee.Über die Regelung der Drehzahl drosselt das System die Motorisierung und kuppelt gegebenfalls automatisch aus, bevor das Fahrzeug ausbricht.Diese Unterbrechung der Antriebskraft hält das Auto in der Spur.Bei einem Test mit dem Rennfahrer Christian Danner am Steuer, funktionierte das auch.Doch dann, so schreibt jedenfalls der "Stern", vermutete die Elektronik eine Entschärfung der Lage und kuppelte das System wieder ein.Daraufhin drehte sich der Kleine wegen des plötzlich eintretenden Kraftschubs.

Mit dem EPS wäre das nicht passiert - das elektronische Stabilitätsprogramm, das jedes durchdrehende Rad bei Bedarf einzeln abbremst, wurde nachträglich in der A-Klasse eingebaut.Für den gut 17 000 DM kostenden Smart ist EPS freilich zu teuern.Also bleibt nur die Nachbesserung von Trust."Das Nachrüsten geschieht durch einfaches Nachladen der Software", sagte Smart-Sprecher Wolgang Riecke auf Anfrage.Für den Herbst kündigt MCC einen Dreizylinder-Direkteinspritzer an, der 3,4 Liter verbraucht.Und schließlich soll in diesem Jahr noch eine Cabrio-Version des Flohs auf den Markt kommen.Auf einen genauen Zeitpunkt wollen sich die Smart-Macher dabei nicht festlegen; auch nicht auf die Einführung eines Viersitzers.Doch neue Smarts gibt es wohl nur, wenn weitere Ausrutscher ausgeschlossen sind.ALFONS FRESE

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