Reisebranche: Tui vor Fusion mit First Choice
In der europäischen Tourismusbranche zeichnet sich eine weitere Großfusion ab. Der europäische Branchenprimus Tui will sein Reisegeschäft mit dem britischen Konkurrenten First Choice verschmelzen.
Stand:
Hannover/Paris - Der Tui-Aufsichtsrat traf sich überraschend am Sonntag. Ein Sprecher bestätigte das Treffen, wollte aber keine Details nennen. Ursprünglich sollte die Aufsichtsratssitzung am Dienstag sein, einen Tag vor der Bilanzvorlage in Hannover. Der neue Touristikkonzern würde auf einen Umsatz von mehr als 17 Milliarden Euro kommen und von First-Choice-Chef Peter Long geführt werden, berichtet die französische Zeitung "La Tribune". Die Fusion käme zur rechten Zeit für die Tui, deren Konzerngewinn in den ersten neun Monaten 2006 nach Steuern um mehr als die Hälfte auf 247 Millionen Euro sank.
Die Tui-Spitze war im Dezember mit einem Spar- und Expansionsprogramm in die Offensive gegangen. Tui-Chef Michael Frenzel kommt es vor allem darauf an, die schwache Rendite des Marktführers in der Touristik zu stärken. Am kommenden Mittwoch will die Tui ihre Bilanz veröffentlichen. Wegen eines mäßigen Reisegeschäftes und Rückgängen in der Schifffahrt werden hohe Verluste erwartet. Inzwischen verzeichnet Tui aber wieder gute Buchungszahlen für die Sommersaison. Bei einer möglichen Fusion mit First Choice würde Frenzel nach bisherigen Informationen aber nur das reine Tui-Touristikgeschäft in das neue Unternehmen einbringen. Die Schifffahrtssparte bliebe unberührt. Und auch die Hotels sollen dem Vernehmen nach ausgespart bleiben.
Begehrter Übernahmekandidat
First Choice ist mit 15.000 Mitarbeitern in 17 Staaten präsent und die Nummer vier in Europa. Im vergangenen Geschäftsjahr (31. Oktober) lag der Umsatz bei 2,72 Milliarden Pfund (3,97 Mrd. Euro). Das Unternehmen wurde zuletzt an der Börse mit 1,51 Milliarden Pfund bewertet. First Choice gilt als besonders ertragsstarker Anbieter in den derzeit gefragten Sektoren Baustein- und Zielgruppenreisen. Ende vergangenen Jahres hatte Thomas Cook ein Auge auf First Choice geworfen. Auch MyTravel dachte offiziell über ein Gebot für die Pauschalreisen-Sparte des britischen Konkurrenten nach. Der zum KarstadtQuelle-Konzern gehörende Reiseveranstalter Thomas Cook hatte sich dann jedoch zur Übernahme des Reiseveranstalters MyTravel entschieden. Thomas Cook ist mit Marken wie Neckermann Reisen und Bucher Last Minute Nummer zwei in Deutschland. Branchenexperten gingen davon aus, dass diese Übernahme mit der geballten Einkaufsmacht von MyTravel und Thomas Cook bei Flügen und Hotelbetten die Tui bedrängte. (tso/dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: