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Wirtschaft: UMTS geht in die nächste Runde

Bundesnetzagentur will Handy-Frequenzen versteigern. Erlöse wie im Jahr 2000 sind nicht zu erwarten

Berlin - Knapp 50 Milliarden Euro – diese unvorstellbare Summe konnte der damalige Finanzminister Hans Eichel im Jahr 2000 nach der Auktion der UMTS- Lizenzen in der Staatskasse verbuchen. Bald sollen weitere Frequenzen für die schnelle mobile Datenübertragungstechnik versteigert werden. Noch dieses Jahr will die zuständige Bundesnetzagentur mit der Vorbereitung beginnen. „Wir hoffen, Anfang nächsten Jahres dann das Bieterverfahren starten zu können“, sagte Behördenpräsident Matthias Kurth der „Berliner Zeitung“. Doch mit Einnahmen auch nur in der Nähe von 50 Milliarden Euro kann Kurth diesmal nicht rechnen.

Im Jahr 2000 hatte es ein wahres Bietergefecht um die sechs damals angebotenen Lizenzen gegeben. T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 haben inzwischen UMTS- Netze aufgebaut. Mobilcom und Quam, eine Tochter der spanischen Telefónica, sind schon vor Jahren an den hohen Kosten für die Lizenz und den Netzaufbau gescheitert. Das Geschäft mit der schnellen Datenübertragung – zum Telefonieren allein braucht man kein UMTS – hat sich bei weitem nicht so entwickelt, wie die Branche damals gehofft hatte.

Vodafone hatte am stärksten auf UMTS gesetzt. Doch nur 3,3 Millionen von 30,6 Millionen Vodafone-Kunden in Deutschland nutzen das Angebot. Auch der Umsatz mit neuen Datendiensten (600 Millionen Euro) ist gering im Vergleich zu einem Jahresumsatz von mehr als acht Milliarden Euro. Zur Computermesse Cebit will Vodafone UMTS noch schneller machen. Mit 7,2 Megabit pro Sekunde ist der mobile Anschluss dann schneller als die meisten DSL-Anschlüsse. Auch T-Mobile, E-Plus und O2 sagten: „Wir werden das neue Frequenzangebot prüfen.“

Arno Wilfert, Telekommunikationsexperte der Managementberatung Arthur D. Little, warnt aber vor Euphorie. „Die bestehenden Netzbetreiber werden sicher mitbieten, um ihr vorhandenes Spektrum zu erweitern“, sagte er dem Tagesspiegel. Dabei erwarte er, dass die beiden größeren Anbieter T-Mobile (31,4 Millionen Kunden Ende Dezember) und Vodafone aggressiver agieren werden als die kleineren Betreiber E-Plus (12,7 Millionen) und O2 (10,6 Millionen Ende September 2006). Sie können die Investitionen ins Netz auf mehr Kunden verteilen.

Wilfert erwartet nicht, dass sich ein neuer fünfter Anbieter um die Frequenzen bemühen könnte, um hier zu Lande ein flächendeckendes Netz in Konkurrenz zu den bereits bestehenden vier aufzubauen. „Denn Deutschland ist ein sehr schwieriger Markt, der weitgehend verteilt ist. Die Umsätze pro Kunde sinken, die Preise auch.“ Obwohl die Marktchancen von UMTS heute deutlich weniger optimistisch eingeschätzt würden als noch im Jahr 2000 und es fraglich sei, ob die Unternehmen die Kosten für die teuren Lizenzen und den Netzaufbau je wieder erwirtschaften, habe sich die Technik etabliert. Der Service funktioniere auch. „Das Geschäft entwickelt sich aber nur langsam, und ich erwarte auch in Zukunft nicht, dass der mobile Datenverkehr explosionsartig wachsen wird.“ Eine Bieterschlacht wie in 2000 werde es um die neuen Frequenzen nicht geben – also auch keinen Geldsegen für den Staat. „Die Einnahmen werden sich unterhalb von einer Milliarde Euro bewegen – für das gesamte zur Verfügung stehende Spektrum.“

Am zurückhaltendsten in puncto UMTS hat sich bisher E-Plus gezeigt. Die Firma setzt vor allem auf aggressive Preise und sieht seine Chancen eher darin, anderen Mobilfunk- und Festnetzanbietern Kunden abzujagen, als mobile Datendienste zu verkaufen. E-Plus meldete am Dienstag für 2006 ein Umsatzplus von drei Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs um 34 Prozent auf 905 Millionen Euro.

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