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DIW-Studie: Ungleichheit ist schlecht für die Konjunktur

Die steigende Kluft zwischen armen und reichen Haushalten bremst einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge die Entwicklung der deutschen Konjunktur.

In den vergangenen Jahren hätten einkommensstarke Haushalte ihre Einnahmen überdurchschnittlich gesteigert, teilte das Berliner Institut am Mittwoch mit. Grund sei der Anstieg der Einkünfte aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in den letzten Konjunkturphasen. Diese Haushalte konsumierten aber vergleichsweise wenig. „Die Entwicklung der Einkommensstruktur des letzten Jahrzehnts ist nicht nur verteilungspolitisch, sondern auch makroökonomisch problematisch“, sagte der neue DIW-Vorstandsvorsitzende Gert Wagner. Die Löhne sind in Deutschland in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, ebenso wenig die Sozialtransfers des Staates – die Unternehmensgewinne und Vermögen dagegen schon.

Doch während Geringverdiener nahezu ihr gesamtes Einkommen brauchen, um damit ihr Leben zu finanzieren, legen Spitzenverdiener einen vergleichsweise großen Teil ihrer Einkünfte auf die hohe Kante und steigern den Konsum nicht in gleichem Maß. Durch die Umverteilung sei ein wachsender Teil der Kaufkraft in die Ersparnisse umgeleitet und der Konsumnachfrage entzogen worden, heißt es in dem Wochenbericht. „Das dämpft die Konjunktur, zumal die höheren Ersparnisse offenbar auch nicht zur Ankurbelung der in Deutschland seit Jahren nur schwachen Investitionstätigkeit dienen“, sagte DIW-Experte Karl Brenke. „Vielmehr fließt viel Kapital ins Ausland ab. Deutschland lebt also unter seinen Verhältnissen.“

Dagegen können die Menschen, die wenig verdienen, naturgemäß auch wenig Geld für später auf die Seite legen. In der Gruppe der untersten zehn Prozent der Haushalte sparen mehr als 80 Prozent überhaupt nichts von ihrem Einkommen. Über alle Haushalte gesehen haben vier von zehn Haushalten keine Möglichkeit, etwas zu sparen.

Für das laufende Jahr gehen Experten aber dank der guten Lage am Arbeitsmarkt von einer Belebung des privaten Konsums aus. Die Nürnberger GfK rechnet mit einem Anstieg von 1,5 Prozent. Die Bundesregierung geht für dieses Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent aus, manche Experten trauen Deutschland drei Prozent zu. Die Wirtschaft gehe dabei mit Schwung in das neue Jahr, teilte das DIW zu seinem Konjunkturbarometer mit: Für das erste Vierteljahr sei mit einem Wachstum von 0,6 Prozent zu rechnen. Dabei spielten Nachholeffekte eine Rolle. Wegen des frühen Winters waren viele Arbeiten am Bau im vierten Quartal 2010 liegen geblieben, die nun nachgeholt werden dürften. Der Aufschwung erfasse inzwischen aber alle Bereiche der Wirtschaft. „Die konjunkturelle Erholung setzt sich im neuen Jahr auf breiter Basis fort“, sagte DIW-Experte Ferdinand Fichtner. brö/rtr

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