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Wirtschaftskrise: US-Abgeordnete billigen Milliardenhilfe für Autobauer

Die dringend benötigte Milliardenhilfe für die ums Überleben kämpfende US-Autoindustrie hat die erste parlamentarische Hürde genommen. Die Deutsche Autoindustrie fürchtet eine Wettbewerbsverzerrung.

Das US-Repräsentantenhaus billigte am Mittwochabend mit 237 gegen 170 Stimmen einen Gesetzentwurf, der 14 Milliarden Dollar (10,8 Milliarden Euro) an Notkrediten für die drei großen Autobauer General Motors, Ford und Chrysler vorsieht. Daneben soll US-Präsident George W. Bush einen Beauftragten ernennen, der die vom Kongress verlangte Umstrukturierung und Sanierung der Unternehmen überwacht.

Während die Zustimmung des Repräsentantenhauses als relativ sicher galt, könnte die Vorlage im Senat am Widerstand der Republikaner scheitern. In der kleineren Kongresskammer verfügen die Demokraten nur über eine hauchdünne Mehrheit. Mehrere republikanische Senatoren hatten sich gegen das Rettungspaket ausgesprochen, weil der "Auto- Zar" genannte Beauftragte ihrer Meinung nach nicht genügend Macht hat, eine tiefgreifende Umstrukturierung durchzusetzen. Der Beauftragte des Präsidenten "hat nicht die Autorität, die er braucht", sagte der republikanische Senator Robert Bennett aus Utah.

Tagelanges Ringen

Die Demokraten im Kongress und das Weiße Haus hatten tagelang um den Gesetzesentwurf gerungen. Der Vorlage zufolge kann der "Auto-Zar" die Autobauer notfalls auch in ein Insolvenz-Verfahren zwingen, sollten sie bis zum 31. März nicht Pläne präsentieren, wie sie sich langfristig neu aufstellen wollen. Zudem soll der Staat im Gegenzug für das Darlehen 20 Prozent der Kreditsumme in Wertpapieren der Unternehmen erhalten. Die 25 am höchsten bezahlten Manager der Firmen dürfen dem Entwurf zufolge keine Boni mehr erhalten. Außerdem kann der Beauftragte des US-Präsidenten Ausgaben von mehr als 100 Millionen Dollar blockieren. Die Unternehmen müssen zudem ihre Firmenjets abschaffen.

Die Chefs der drei großen Autobauer hatten bei Kongressanhörungen insgesamt 34 Milliarden Dollar (26 Milliarden Euro) an neuen Krediten gefordert. Der republikanische Senator David Vitter hatte angekündigt, "jedes verfügbare Verfahrensmittel" einzusetzen, um die Gesetzesvorlage in der kleineren Kongresskammer scheitern zu lassen. Es sind mindestens 60 Stimmen nötig, um eine mögliche Blockade des Entwurfs durch Dauerreden - ein so genanntes Filibuster - zu durchbrechen. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, arbeite fieberhaft an einer Übereinkunft mit den Republikanern, damit es bereits am Donnerstag zu einer Abstimmung kommen könne, sagte Reids Sprecher Jim Manley am Mittwoch.

Deutsche Autoindustrie fordert ebenfalls finanzielle Unterstützung

Die deutsche Automobilindustrie warnt angesichts der Milliarden-Staatshilfen für die US-Autobauer vor einer Wettbewerbsverzerrung und fordert ebenfalls staatliche Unterstützung. "Wichtig ist für uns, dass alle, die in Amerika produzieren, also nicht nur amerikanische Unternehmen, im Rahmen des Programms gleich behandelt werden", sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, der "Berliner Zeitung". Deutsche Unternehmen wie Daimler oder BMW, die Standorte in den USA haben, seien ebenso von der Krise betroffen und müssten ebenso von den Hilfen profitieren.

Zugleich forderte Wissmann Milliardenhilfen von der EU für die Entwicklung umweltfreundlicher Modelle. "Damit wollen wir die Erforschung und Entwicklung umweltfreundlicher Autos forcieren", sagte er. Es gehe um rund 20 bis 40 Milliarden Euro in Form zinsgünstiger Kredite, die in die Entwicklung umweltfreundlicher Antriebe fließen sollten. 2007 habe die EU die Autoindustrie bereits mit zinsgünstigen Darlehen in Höhe von 7,2 Milliarden Euro unterstützt. Die deutschen Hersteller und Zulieferer würden jährlich mehr als 18 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Für Autobauer und Zulieferer sei es derzeit aber wegen der Finanzkrise sehr schwer, an günstige Kredite heranzukommen. (mfa/ddp/dpa)


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