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Wirtschaft: Verbraucher geben wieder mehr Geld aus

Amtliche Statistik weist Umsatzplus im Januar aus – Handelsverband ermittelt dagegen ein Minus

Berlin (msh). Der deutsche Einzelhandel ist überraschend mit einem Umsatzplus in das Jahr 2003 gestartet. Zum ersten Mal seit Oktober sind die Umsätze nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Januar wieder gestiegen. Ohne Berücksichtigung der Inflation stieg der Umsatz um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Trotzdem rechnen weder der Handel noch Volkswirte damit, dass der Einzelhandel in den kommenden Monaten in Schwung kommen wird. Im vergangenen Jahr hatten sich die Verbraucher wegen der anhaltenden Wirtschaftsflaute und der TeuroDiskussion mit Ausgaben zurückgehalten. Die Umsätze der Einzelhändler gingen 2002 um mehr als zwei Prozent zurück.

Grund für den Anstieg im Januar waren nach Angaben der Statistiker vor allem höhere Ausgaben für Lebensmittel. Hier stieg der Umsatz real um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Davon profitierten vor allem Supermärkte und Discounter, die sieben Prozent mehr umsetzten. Lebensmittelfachhändler wie Bäckereien, Gemüse- oder Fischläden verkauften dagegen weniger.

Bei den Fachhändlern von Nicht-Nahrungsmitteln war der Einbruch mit Minus 8,2 Prozent besonders stark. Im Durchschnitt ging der Umsatz mit Kleidung, Haushaltswaren oder Heimwerkerbedarf im Januar um 2,3 Prozent zurück. Drogerien, Apotheken und der Versandhandel legten leicht zu. Der Handelsverband HDE sieht trotz der guten Werte im Januar keine Trendwende für seine Branche. „Die Verbraucher haben wegen der hohen Arbeitslosigkeit und steigender Abgaben weniger Geld in der Tasche“, sagte HDE-Chefvolkswirt Robert Weitz dem Tagesspiegel. Darunter leiden vor allem die Fachgeschäfte, die sich kaum noch gegen die preisgünstigen Discounter und Filialisten behaupten könnten.

Der HDE selbst hatte für den Januar einen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent errechnet. Die Abweichung zu den Zahlen des Statistischen Bundesamtes führt HDE-Volkswirt Weitz auf Mängel in der eigenen Statistik. So sind in der HDE-Statistik nur zwei der sehr erfolgreichen Discounter vertreten. „Das führt im Lebensmittelhandel zu abweichenden Ergebnissen“, räumte Weitz ein. Ein Marktforschungsinstitut befragt im Auftrag des HDE jeden Monat 1200 Händler nach ihren Umsätzen. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt erhebt seine Daten bei 25 000 Geschäften. Bis zum Jahresende will der HDE die Datenbasis auf 5000 Firmen erhöhen. Zudem erfasst die HDE-Statistik nur den Einzelhandel „im engeren Sinne“, ohne Apotheken und Brennstoffhändler.

An seiner Prognose für das Gesamtjahr von real Minus 2,5 Prozent hält der HDE fest. „Das machen wir erst, wenn die Konjunktur wider erwarten anspringt“, sagte Weitz. Auch der DIW-Konjunkturexperte Andreas Cors sieht noch kein Ende der Konsumflaute. „Nach der sehr starken Kaufzurückhaltung der vergangenen Monate hatten die Verbraucher etwas aufzuholen“, sagte Cors. Zudem habe der Handel die Kunden auch nach Weihnachten mit hohen Rabatten gelockt. Diese Gelegenheit hätten die Konsumenten genutzt. „Trotzdem werden sich die Verbraucher weiter bei größeren Ausgaben zurückhalten. Bei sinkenden Einkommen und steigender Arbeitslosigkeit bessert sich die Stimmung der Konsumenten nicht“, sagte Cors.

Mehr Arbeitslose in der EU

In der Europäischen Union ist die Zahl der Arbeitslosen im Januar auf 13,9 Millionen gestiegen. Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat beträgt die Arbeitslosenquote in den 15 EU-Staaten jetzt 7,9 Prozent. Im Dezember waren noch 7,8 Prozent ohne Job. Die meisten Arbeitslosen zählte Spanien mit einer Quote von 12,1 Prozent. Die wenigsten Arbeitslosen haben Luxemburg mit 2,7 Prozent, Österreich mit 4 Prozent und Irland mit einer Quote von 4,5 Prozent.

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