Wirtschaft: Verdi: Die mageren Jahre im Handel sind vorbei
Die Lohnforderungen liegen auf Metall-Niveau
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Berlin - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rechnet in den anstehenden Tarifverhandlungen im Groß- und Einzelhandel mit harten und schwierigen Auseinandersetzungen. „Nach Jahren der Zurückhaltung erwarten wir spürbare tabellenwirksame Erhöhungen, die das Portemonnaie der Beschäftigten wieder füllen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende, Margret Mönig-Raane, am Freitag in Berlin.
Die guten Ertragszahlen sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel erlaubten eine deutliche Lohnerhöhung für die insgesamt 3,7 Millionen Beschäftigten, erklärte Mönig-Raane. So fordern die regionalen Tarifkommissionen für den Einzelhandel bis zu 5,5 Prozent mehr Geld. Im Großhandel sollen die Beschäftigten bis zu 6,5 Prozent mehr Lohn erhalten. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft einen Mindestlohn von 1500 Euro für Vollzeitkräfte. „Die wirtschaftliche Entwicklung ist blendend“, sagte Mönig-Raane. Um die Forderungen durchzusetzen, seien die Beschäftigten notfalls auch zum Streik bereit.
Im Einzelhandel werden auch die Manteltarifverträge verhandelt, die unter anderem die Zuschläge für Spät- und Wochenendarbeit regeln. Nach der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten ist das Thema von großem Gewicht. Die Tarifkommissionen fordern hier einen Erhalt der 37,5-Stunden-Woche und einen Ausbau der Zuschläge. Für Voll- und Teilzeitkräfte solle es ab der ersten Stunde Mehrarbeit Zuschläge geben. Daneben will sich Verdi für planbare und verlässliche Arbeitszeiten einsetzen. „Wir sind gegen Arbeit auf Abruf“, sagte Mönig-Raane.
Die Beschäftigten müssten sich auf festgelegte Arbeitszeiten verlassen können, auch um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Wenn dann doch die Arbeitszeiten kurzfristig verändert würden, solle ein Flexibilitätszuschlag von 25 Prozent fällig werden, fordert die Gewerkschaft. Zudem will Verdi eine Einsatzquote für Leiharbeiter im Einzelhandel einführen, die zwischen drei und fünf Prozent liegen soll. Die ersten Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden sollen im Mai beginnen.
Unterdessen zeichnete sich bei der vierten Tarifverhandlungsrunde für die etwa 700 000 Beschäftigten der Bauwirtschaft eine Annnäherung ab. Am späten Freitagabend hieß es in Berlin, eine Einigung sei sogar in der Nacht bereits möglich. Die Gewerkschaft hatte hier 5,5 Prozent mehr Gehalt gefordert.
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