zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Viele Zimmer bleiben frei

Das Gastgewerbe hat trotz Preiserhöhungenschlimmstes Krisenjahr seit der Einheit hinter sich/Für 2003 hofft die Branche noch

Wiesbaden (dpa). Die Konjunkturkrise hat im Gastgewerbe im vergangenen Jahr zum schlimmsten Umsatzeinbruch seit langem geführt. Auch die Steuer und Abgabendebatte sowie Preisaufschläge trübten die Konsumfreude der Verbraucher. 2002 gingen die Erlöse der Restaurant-, Hotel- und Gaststättenbesitzer nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag um vier Prozent zurück. Das war fast doppelt so viel wie das bislang größte Minus von 2,2 Prozent im Jahr 1996. Die Preiserhöhungen herausgerechnet betrug der Rückgang 2002 sogar 7,3 Prozent. Besonders schlecht lief das Weihnachtsgeschäft. Nach Abzug der Preisaufschläge liefen in den Gaststätten, Restaurants und Hotels im Dezember die Geschäfte 11,4 Prozent schlechter. Für einige Betriebe bringt aber gerade die Adventszeit etwa ein Fünftel des gesamten Umsatzes.

Kein Zweig des Gastgewerbes wurde im zurückliegenden Jahr von Einbußen verschont. Am schlimmsten erwischte es die Gaststätten mit 8,3 Prozent. Bei den Hotels und Pensionen fiel der Rückgang mit 5,9 Prozent moderater aus.

Das Gastgewerbe gehört erwiesenermaßen zu den „Teuro-Sündern“. Sie nutzten die Bargeldumstellung für Preisaufschläge. Während die Inflation 2002 bei 1,3 Prozent lag, gab es in dieser Branche eine fast drei Mal so hohe Teuerung von 3,6 Prozent. „Sicher hat es das bei uns reichlich gegeben, mehr als normal“, räumte sogar der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), Christian Ehlers, ein.

Doch die allgemeine Konsumzurückhaltung habe die Branche zudem besonders schlimm erwischt. „Das Essen im Restaurant oder das Bier in der Kneipe - das ist eine stark emotionale Angelegenheit.“ An solchen Vergnügen werde in der Wirtschaftsflaute schnell gespart. In diesem Jahr komme noch die Angst der Verbraucher hinzu, dass sie angesichts schwelender Diskussionen um höhere Steuern und Abgaben nicht wüssten, wie viel Geld im Portemonnaie verbleibe. „Diese Ungewissheit ist schlimmer als der tatsächliche Zugriff“, betonte Ehlers. Hinzu komme derzeit der Benzinschock an der Tankstelle. Daher wäre man schon froh, wenn es 2003 stagnierende Umsätze gebe. Die Flaute habe sich bereits in einer deutlich gestiegenen Zahl an Geschäftsaufgaben niedergeschlagen. Statt der üblichen 20 Prozent hätten im vergangenen Jahr rund 30 Prozent der Besitzer die Türen für immer geschlossen. Bislang war dies noch ohne Auswirkung auf die Beschäftigung, die bei 1,1 Millionen stagnierte. „Doch in diesem Jahr dürfte es bei den größeren Betrieben etwa fünf Prozent Stellenabbau geben“, befürchtet Ehlers.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false