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Derzeit für das Privatkundengeschäft zuständig: Christian Sewing soll Nachfolger von John Cryan an der Spitze der größten deutschen Bank werden.

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Update

Führungskrise bei Deutscher Bank: Vize Sewing soll Deutsche-Bank-Chef Cryan beerben

Am Sonntagabend tagt der Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Mit Christian Sewing dürfte ein Eigengewächs an die Spitze kommen.

Der bisherige Vizevorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, soll an die Spitze des größten deutschen Geldhauses rücken. Nach Informationen von "Spiegel", "Handelsblatt", Tagesspiegel und Reuters will Aufsichtsratschef Paul Achleitner dem Kontrollgremium am Sonntagabend Sewing als Nachfolger des bisherigen Vorstandsvorsitzenden John Cryan vorschlagen. Sewing soll demnach zur Hauptversammlung am 24. Mai die Führung der Deutschen Bank übernehmen. Ein Sprecher des Kreditinstituts wollte die Berichte auf Nachfrage nicht kommentieren.

Sewing war bereits im vergangenen Jahr zusammen mit Marcus Schenck zum Co-Vorstandsvorsitzenden der Bank berufen worden. Schenck, der bisher zusammen mit Garth Ritchie das Investmentbanking der Deutsche Bank leitet, stehe vor dem Abschied, sagte der Insider weiter. Ritchie werde die Investmentbank künftig alleine führen. Cryan leidet unter schlechten ZahlenDer 57-jährige Brite Cryan, dessen Vertrag noch bis 2020 läuft, war zuletzt nach einer Gewinnwarnung und einem massiven Absturz des Aktienkurses immer mehr unter Druck geraten. Höhepunkt waren dann vor Ostern Berichte, wonach Aufsichtsratschef Achleitner nach einem Nachfolger für Cryan sucht. Dieser hatte danach zwar bekräftigt, er wolle bleiben. Rückendeckung aus dem Kontrollgremium oder von Achleitner persönlich hatte er jedoch nicht bekommen.Sewing ist ein EigengewächsMit Sewing soll erstmals seit langem ein Manager aus dem Privatkundengeschäft das Ruder bei Deutschlands größtem Geldhaus übernehmen. Der 47-jährige ist ein Eigengewächs der Deutschen Bank, für die er seit rund drei Jahrzehnten arbeitet. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann in der Bielefelder Filiale arbeitete er vor allem in der Risikokontrolle der Bank. 2015 stieg er in den Vorstand auf, im vergangenen Jahr wurde er zusammen mit Schenck zum Co-Vorstandschef ernannt.Großaktionäre hatten sich externe Lösung gewünschtEinige Großaktionäre hatten an einer internen Lösung immer wieder Zweifel geäußert, das Duo aus Sewing und Schenck sei noch nicht reif für den Chefsessel. Trotz dieser Bedenken befinde sich Sewing auf dem ersten Platz von Achleitners Kandidatenliste, sagte der Insider. Denn der Westfale sei bei der Umsetzung seiner Aufgaben gut vorangekommen, wie beispielsweise der Schließung von Deutsche-Bank-Filialen und der Integration der Postbank. Zudem habe er in seinen früheren Funktionen im Risikomanagement auch Einblick ins Investmentbanking gehabt.Viele ProblemeNach drei Verlustjahren in Folge muss der neue Mann an der Spitze zahlreiche Baustellen in Angriff nehmen, wie etwa das schwächelnde Investmentbanking in den Griff zu bekommen und die Postbank weiter in den Gesamtkonzern zu integrieren. Er erbt von Cryan eine verunsicherte Bank, deren Mitarbeiter und Aktionäre verlustreiche Jahre und mehrere Strategiewechsel hinter sich haben. Im Vergleich zur Konkurrenz steht die einstige Vorzeigebank in vielen Bereichen schwächer da als vor der Finanzkrise. Die großen Wall-Street-Häuser etwa sind dem Institut im prestige- und gewinnträchtigen Investmentbanking weit enteilt. Die IT, heutzutage von besonderer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit eines modernen Kreditinstituts, gilt nach jahrelangen Sparrunden in diesem Bereich als überaltert und sanierungsbedürftig.

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