Wirtschaft: Volksbank verschärft den Wettbewerb
Neue Filialen und Produkte sollen Kunden bringen
Stand:
Berlin – Die Berliner Volksbank tritt im harten Wettbewerb um die Privatkunden die Flucht nach vorne an. Mit neuen Filialen und einem kostenlosen Girokonto will sie der Konkurrenz Kunden abjagen – und nicht zuletzt mit dem Eisbären Knut.
Zehn neue Filialen seien im vergangenen Jahr bereits eröffnet worden, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Hatje am Mittwoch in Berlin, die meisten davon im Ostteil der Stadt. Bis Anfang 2008 sollen weitere 20 dazukommen – zumeist kleinere Filialen, die bei Misserfolg schnell verlegt werden können. Außerdem sollen 50 Geldautomaten zusätzlich aufgestellt werden.
Die Volksbank will sich in den kommenden Jahren vor allem auf den Vertrieb konzentrieren. Neue Produkte wie ein kostenloses Girokonto (Mindestgehaltseingang: 1000 Euro), der Konsumentenkredit Easy Credit oder die Zoo-Bankkarte sollen den Marktanteil unter den Privatkunden von heute zwölf Prozent auf 15 Prozent bis 2011 steigern. Selbst der Eisbär Knut soll dabei helfen. Er ziert als eines von mehreren Tiermotiven aus dem Zoo die EC-Karten.
Für das vergangene Jahr präsentierte Hatje am Mittwoch glänzende Zahlen. Der operative Gewinn wuchs um 5,8 Prozent auf 78,2 Millionen Euro. Die Risikovorsorge für faule Kredite konnte deutlich gesenkt werden. Allerdings schlugen die Aufwendungen für die gescheiterte Übernahme der Berliner Bank sowie Pensionsrückstellungen als außerordentliche Kosten zu Buche. Unter dem Strich blieben 12,6 Millionen Euro übrig – ein Plus von fünf Prozent. Die Dividende soll unverändert bei brutto vier Prozent bleiben.
Auch für das laufende Jahr gab sich Hatje zuversichtlich. „Wir sind gut gestartet.“ In den ersten beiden Monaten liege man bereits über dem Vorjahr. „Das Wirtschaftsumfeld in Berlin ist gut.“
Mit rund 600 000 Kunden und 2850 Mitarbeitern ist die Berliner Volksbank nicht nur die größte regionale Genossenschaftsbank in Deutschland, sondern auch einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die Zahl der Mitarbeiter sei im vergangenen Jahr nur leicht geschrumpft und werde auch in den kommenden Jahren in etwa konstant bleiben, sagte Hatje. Zwar benötige die Bank bis 2011 rund 300 Betriebsmitarbeiter weniger in den Büros. Diesen sollen aber Stellen im Vertrieb angeboten werden, wo wegen der Expansion steigender Bedarf entstehe.
„Die Berliner Volksbank bewegt sich in einem hart umkämpften Markt“, sagte der Vorstandschef. Auch die Großbanken hätten die Privatkunden entdeckt. Der anstehende Verkauf der Landesbank Berlin (LBB) samt Berliner Sparkasse lasse „eine Verschärfung des Wettbewerbs erwarten“, sagte Hatje. „Da wird sich was ändern, das werden wir merken.“ Dabei sei es egal, ob der öffentlich-rechtliche Sparkassenverband oder ein privater Bieter zum Zuge komme.
Das Land Berlin muss die LBB bis Ende des Jahres verkaufen. Auch außerhalb Berlins rechnet man deshalb mit großen Veränderungen im Bankenmarkt. Der Chef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Günther Merl, sagte am Mittwoch in Frankfurt am Main, er erwarte einen weitreichenden Konsolidierungs- und Veränderungsprozess in ganz Deutschland.
Stefan Kaiser (mit ro)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: