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Wirtschaft: Volksbank will Berliner Bank kaufen

Institutschef Kauermann hofft, damit neue Konkurrenten abzuwehren

Berlin - Der Chef der Berliner Volksbank, Karl Kauermann, geht im Wettbewerb um die Berliner Bank in die Offensive. Er will das Institut, das derzeit als Teil der Bankgesellschaft nur auf dem Papier existiert, zusammen mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) in Potsdam von der Bankgesellschaft kaufen. Dafür soll ein Gemeinschaftsunternehmen von Volksbank und MBS gegründet werden, sagte Kauermann dem Tagesspiegel. Die Bankgesellschaft muss laut einer Auflage der EU-Kommission die Berliner Bank wieder zu einem eigenständigen Institut machen und sich dann von der Bank bis Ende 2006 trennen.

Während man bei der Bankgesellschaft immer wieder darauf verweist, dass man „Zeit habe“, wird diese für Kauermann knapp. Sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank läuft noch bis Mitte 2006. Vorher aber möchte er die Frage, wer denn die Berliner Bank bekommt, unbedingt nach seinen Vorstellungen entschieden wissen.

Dahinter stecken handfeste wirtschaftliche Interessen. Sollte sich durch die Übernahme der Berliner Bank ein neuer Wettbewerber in Berlin etablieren, könnte es zu Marktanteilsverschiebungen kommen. Während man bei der Volksbank den deutschen Banken keine große Bedeutung beimisst, könnten insbesondere ausländische Erwerber mit Dumpingpreisen zum Markteintritt die Geschäfte der Volksbank empfindlich stören. Kauermann malt das schlimmste Szenario: „Wenn wir keine auskömmlichen Preise mehr durchsetzen können, wird es so eng für die Volksbank, dass wir eines Tages wieder auf die Hilfe des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) angewiesen sein könnten.“ Dieser hat in den vergangenen Jahren mehr als 1,5 Milliarden Euro für die Sanierung der Volksbank beigesteuert, die jetzt so gut wie abgeschlossen ist.

Kauermanns Taktik ist klar: Will der BVR verhindern, bald wieder zur Kasse gebeten zu werden, muss er schon heute einen dreistelligen Millionenbetrag geben. Dies wäre der Anteil der Volksbank am Kaufpreis für die Berliner Bank. Dieses Geld hat Kauermann nicht. Zwar hat die Volksbank 2004 rund 70 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, aber „wir hatten keine Reserven mehr“, sagt Kauermann. „Die müssen erst wieder aufgebaut werden.“ Auch Verbundunternehmen wie die Bausparkasse Schwäbisch-Hall, die R+V Versicherung und Union Investment müssten ein Interesse an dem Zugang zu etwa 360000 neuen Kunden haben.

Beim Partner Mittelbrandenburgische Sparkasse spielt Geld für den Kauf keine so große Rolle. Das Institut, das mit Ausnahme des Nordostens inzwischen überall im Umland Berlins dominiert, gehört seit Jahren zu den Spitzenverdienern unter den deutschen Sparkassen. Doch auch der Chef der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, Walter Schubert, muss einen aggressiven Wettbewerber fürchten, weil auch er Marktanteile verlieren würde. Kauermann und Schubert sehen aber gute Chancen für ihre Pläne. Kauermann hat festgestellt, dass das Interesse an der Berliner Bank nicht besonders groß zu sein scheint. Die meisten potenziellen Käufer interessieren sich eher für die Bankgesellschaft mit Landesbank und Sparkasse. Das schließt eine Übernahme der Berliner Bank aus.

Die EU-Kommission hat untersagt, Sparkasse und Berliner Bank an einen Erwerber zu veräußern. Doch eine Einschränkung macht der Chef der Volksbank: „Fantasiepreise zahlen wir nicht.“ Die Rede ist von bis zu 300 Millionen Euro, die Volksbank und MBS auf den Tisch legen könnten.

Daniel Rhee-Piening

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