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Wirtschaft: „Warnstreiks sind ein sehr negatives Signal“

Gesamtmetallchef Kannegiesser: Arbeitgeber brauchen mehr Spielraum bei Arbeitszeiten/Keine Bewegung im Tarifkonflikt

Berlin (huh/HB). Die Metallarbeitgeber haben die IG Metall davor gewarnt, mit massiven Warnstreiks das Klima der Tarifverhandlungen zu schädigen. „Warnstreiks haben aus meiner Sicht den Charakter einer Demonstration“, sagte Gesamtmetallchef Martin Kannegiesser dem Handelsblatt am Dienstag. „Aber sie sind zugleich ein sehr negatives Signal an Kunden und Investoren, deren Ausmaß an wirtschaftlichen Schäden wir noch nicht abschätzen können.“ Die Arbeitgeber wollten einen zukunftsweisenden Tarifvertrag. „Sollte die IG Metall in Richtung einer Urabstimmung und eines länger dauernden Streiks gehen, dann verabschiedet sie sich aus den Bemühungen von Wirtschaft und Politik, Deutschland international wettbewerbsfähig halten zu wollen“, warnte Kannegiesser.

Die IG Metall will bei einem Vorstandstreffen am kommenden Dienstag über einen möglichen Arbeitskampf beraten. Einzelne gewichtige Stimmen in der Gewerkschaft befürworten einen regulären Streik. Angesichts der Forderung der Arbeitgeber, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich zu verlängern, müsse sich die IG Metall gegen Erpressungsversuche wehren, heißt es zur Begründung.

Am Dienstag beteiligten sich erneut rund 43000 Metaller an Warnstreiks in mehreren Bundesländern. Schwerpunkt war Nordrhein-Westfalen, dort traf es vor allem den Autobauer Ford. Auch bei Porsche und Daimler-Chrysler in Stuttgart kam es zu Aktionen.

Kannegiesser äußerte sich überzeugt, dass die Arbeitgeber trotz der aktuellen Warnstreikwelle an ihrer Forderung nach betrieblichen Öffnungsklauseln bei der Arbeitszeit festhalten würden. Zurzeit sei nicht erkennbar, dass einzelne Unternehmen aus der Arbeitgeberfront ausscheren wollten. Möglich wäre dies durch den Abschluss eines Haustarifvertrags oder durch den Austritt aus dem Arbeitgeberverband mit Tarifbindung. „Für jeden von uns, auch für mein Unternehmen, wird die Situation immer enger“, warnte der Arbeitgeberchef. Angesichts eines enormen internationalen Wettbewerbsdrucks könne nicht mehr so wie bisher jedes Jahr einfach nur über eine Lohnerhöhung verhandelt werden. „Die Betriebsparteien brauchen ein Instrument, um bei der Arbeitszeit nicht nur nach unten, sondern auch nach oben abweichen zu können.“ Gesamtmetall fordert dazu einen Arbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Wochenstunden. Ob und in welchem Umfang die zusätzliche Arbeitszeit bezahlt wird, soll sich nach der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen richten. Die IG Metall lehnt den Vorschlag vehement ab. Sie will nur über längere Arbeitszeitkonten verhandeln.

Kannegiesser betonte, einen Lohnabschluss könne es nur zusammen mit mehr betrieblichem Spielraum bei der Arbeitszeit geben. Bisher bietet Gesamtmetall 1,2 Prozent mehr Lohn für die 3,4 Millionen Metaller, die IG Metall fordert vier Prozent. Am Donnerstag findet die nächste Verhandlungsrunde im Leitbezirk Baden-Württemberg statt. Die Arbeitgeber wollen ihr Angebot dabei nicht nachbessern. Die Arbeitgeber würden der IG Metall nur entgegenkommen, wenn auch diese Bewegung zeige, sagte Kannegiesser. Erstmals schloss er einen Arbeitskampf nicht mehr aus, wenn es am Verhandlungstisch keine Bewegung gebe.

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