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Heiß begehrt: Spezialbrillen für die Sonnenfinsternis.

© dpa

Wenig Spezialbrillen in den Läden: Einzelhandel verschläft Sonnenfinsternis

Es gibt eine große Nachfrage, aber so gut wie kein Angebot: Spezialbrillen für die Sonnenfinsternis am Freitag sind Mangelware. Wo Sie nicht suchen sollten und weshalb der Einzelhandel das Naturschauspiel ignoriert.

Wenn Sie diese Woche eine spezielle Brille für die am Freitag anstehende Sonnenfinsternis suchen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie folgenden Satz hören: „Sonnen was?“ Denn der Einzelhandel hat das Naturspektakel verschlafen. Sogar die Läden, die eigentlich alles haben müssten, was man im Alltag mal mehr und mal weniger braucht, müssen passen: Die Verkäuferinnen von McGeiz, Woolworth, Tedi, Euroshop oder von „No-Name“-Ramschläden entschuldigen sich unisono: „Solche komischen Brillen haben wir net“.

Auch Elektronikmärkte wie Saturn oder Media Markt und größere Drogerieketten wie dm, Rossmann oder Müller haben das in dieser Woche begehrte Produkt nicht in ihrem Sortiment. Rossmann zum Beispiel stelle tausende saisonale Produkte bereit, informiert die Pressestelle, dazu gehören aber nicht sogenannte „tagesaktuelle“ Artikel wie Brillen für eine Sonnenfinsternis. Es lohne sich einfach nicht, ein Produkt für einen so seltenen Anlass zu verkaufen.

Wenn es um Augen geht, liegt es nahe, sich zum Optiker zu begeben. Doch auch große Optiker-Ketten wie Fielmann, Apollo oder Bode bieten die Brille nicht an. „Bei Fielmann kauft der Kunde bewährte Qualität. Die von uns getesteten Sonnenfinsternisbrillen entsprechen nicht unserem Anspruch“, lässt Firmengründer Günther Fielmann wissen. Dann lieber kein Angebot, auch wenn die Nachfrage durchaus da ist.

Eher sollte man sich in Berlin und Brandenburg zu den kleinen Optikern begeben, einige haben sich rechtzeitig gekümmert und können die Nachfrage noch bedienen. Eine Fachoptikerin aus Charlottenburg muss aber vertrösten und schiebt direkt ein „Ich weiß auch nicht wo es die gibt“ nach. Sie habe schon mehrere Anrufe und Anfragen bekommen, von Kunden, die nach solchen Brillen fragen. Vor allem Eltern seien in diesen Tagen verzweifelt auf der Suche, die für ganze Schulklassen Brillen besorgen müssen.

Es gibt Plagiate im Internet

Wer ganz bequem und schnell eine Brille haben will und nicht alle Optiker im Kiez abklappern möchte, begibt sich ins Internet. Bei Amazon gibt es die Brillen ab zehn Euro. Das ist teuer, man könnte es auch Wucher nennen. Denn normalerweise kosten die Brillen weniger als zwei Euro. Im Internet werden auch einige Spezialbrillen der Marke Zeiss angeboten. Doch das Unternehmen aus Jena informiert, dass es gar keine Brillen für die Sonnenfinsternis herstelle. Bei einer Expresslieferung bis Donnerstag muss der Kunde für solche Plagiate dann noch draufzahlen. Die Internet-Händler können sich diese hohen Preis leisten.

Denn auch bei den Planetarien gibt es sie nicht mehr. „Leider sind die Brillen bei uns restlos ausverkauft, wir geben uns aber viel Mühe, für Freitag noch einige zusätzliche Brillen zu organisieren – oder wir werden Möglichkeiten schaffen, am Teleskop mit Filter oder Projektionsscheibe zu beobachten“, sagt Monika Staesche, wissenschaftliche Leiterin des Planetariums am Insulaner. Sie hofft auf gutes Wetter und eine Nachlieferung, deren Eingangsdatum noch in den Sternen steht.

Nils Busch-Peterson vom Handelsverband Berlin-Brandenburg hat seine Brille von der letzten Sonnenfinsternis im Jahr 1999 aufbewahrt. „Diesmal gibt es keinen medialen Hype“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, der den Einzelhandel in der Region repräsentiert. Er sieht keine große Nachfrage. Es sei den Händlern nicht zuzumuten, auf der Ware sitzen zu bleiben – bis zur nächsten Sonnenfinsternis im Jahr 2021.

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