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Konzertkarten wie diese von Veranstalter Eventim werden auf Online-Börsen weiterverkauft.

© dpa/Britta Pedersen

Der schwarze Handel mit Tickets: Wie Viagogo und Co. die Preise hochtreiben

Schwarzmärkte gibt es so lange wie Ticketverkäufe selbst. Doch heute machen Online-Börsen illegale Weiterverkäufe immer einfacher - effektiv dagegen vorzugehen, hätte einen hohen Preis.

263,34 Euro kostet aktuell ein Ticket für eines der Deutschlandkonzerte von Phil Collins. Zumindest auf der Plattform Viagogo. Dort werden Karten weiterverkauft – mit erheblichem Aufschlag. Denn im offiziellen Vorverkauf kosteten die Tickets dieser Kategorie nur 104,80 Euro. Das ist jedoch kein Einzelfall. Schwarzmarkthandel gibt es seit Jahrzehnten. Doch die Online-Börsen wie Viagogo, StubHub oder Seatwave ermöglichen den illegalen gewerblichen Weiterverkauf von Tickets in einer ganz neuen Größenordnung, sagt Johannes Ulbricht, Justiziar des Bundesverbands der Veranstaltungswirtschaft.

Da häufig unbegrenzt viele Karten auf den offiziellen Seiten wie Eventim oder Ticketmaster gekauft werden können und die Tickets meist nicht an eine Person gebunden sind, können Schwarzhändler sie in Massen einkaufen und weiterverkaufen. Auch deshalb sind beliebte Tickets auf offiziellen Plattformen schnell ausverkauft. Dubiose Händler verlangen zum Teil das Dreifache des Originalpreises. Nicht selten werden die Karten bereits vor dem Ausverkauf zu höheren Preisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Zum Teil befeuern sogar Stars selbst den Weiterverkauf der teureren Tickets.

Effektive Maßnahmen haben ihren Preis

So geriet Robbie Williams Anfang des Jahres in Kritik, als sein Management einem Bericht der BBC zufolge Karten für die anstehende England-Tour direkt auf den sogenannten Resale-Börsen mit einem Aufpreis von 65 Pfund verkaufte. Andere Künstler wie Marteria oder Ed Sheeran warnen ihre Fans auf ihren Social-Media-Seiten dagegen davor, überteuerte Schwarzmarkt-Tickets zu kaufen.

Für Konzertveranstalter ist es schwierig, gegen den Schwarzmarkt vorzugehen und nachzuweisen, dass dort nicht Privatpersonen Karten verkaufen, sondern Händler. Denn auch Letztere bieten meist nur eine geringe Anzahl von Tickets an, dafür aber über zig verschiedene Accounts. Die Konzertagentur Live Nation ist im Falle von Depeche Mode vor einigen Jahren mit einstweiligen Verfügungen gegen Schwarzmarkthändler vorgegangen; viel erreicht hätten sie jedoch nicht. Unter anderem Namen könnten sich die Händler sofort wieder registrieren.

Gegensteuern kann man mit der Personalisierung der Tickets, was Live Nation beispielsweise bei der Metallica-Tour bereits getan hat. So kommt nur derjenige ins Konzert, dessen Name auf dem Ticket steht. Diese Methode sei jedoch durch zusätzliches Kontrollpersonal wesentlich kostspieliger und zeitaufwendiger, was viele Anbieter abschrecke, sagt Ulbricht. Der Konsument müsse letztlich einfach die Finger von solchen Tickets lassen. Dann blieben die Händler auf ihren Tickets sitzen.

Solveig Gode

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