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Studentin Sophie Kolbe (zweite von links) beim Unternehmen Zalando: "Schweizer Taschenmesser der IT"

© Björn Kietzmann

Berliner Start-Ups: Wie Zalando & Co. den IT-Nachwuchs werben

Kickertische, Riesenfernseher und Saunen im Büro. Beim „Web on Wheels“-Tag buhlen Online-Firmen wie Zalando, Wooga und Futurice um den IT-Nachwuchs. Aber die lassen sich nicht so leicht beeindrucken.

Der Onlineversand Zalando bietet Kicker und Tischtennis. Der Spieleentwickler Wooga hat einen Game-Automaten. Und das finnische IT-Unternehmen Futurice verspricht in seiner Berliner Niederlassung Konsolenspiele auf einem riesigen Plasmafernseher – es sei denn, man müsse mit Helsinki konferieren. Beim Publikum kommen die Versprechen gut an.

Dieses Publikum besteht aus Berliner Informatikstudenten. Gut 100 wurden am Dienstag mit Shuttle-Bussen zwischen neun IT-Unternehmen umhergefahren – beim ersten Berliner „Web on Wheels“-Tag. Die Tour bringt Studenten mit den Programmierern von Zalando & Co. zusammen. Hinter der Aktion steckt die Rekrutierungsfirma Young Targets.

„Einen Job bei einem Start-up zu ergattern, ist wie Wohnungssuche in Kreuzberg“, sagt Sophie Kolbe. „Ohne Vitamin B geht kaum was.“ Die 24-Jährige steht kurz vor ihrem Master in Bioinformatik an der FU Berlin. Um den Hals trägt sie ein Namensschild, auf dem auch ihr „Skill“ vermerkt ist: Datamining, also das Auswerten von Daten. „Das macht mich zum Schweizer Taschenmesser der IT.“ Jede Firma sammele schließlich Daten und brauche fähige Analysten.

„Wir suchen vor allem Vorreiter“, sagt Christoph Lange, Produktmanager bei Zalando. Der Mode-Versand mit Sitz in Prenzlauer Berg wachse so schnell, dass sein Programmierteam vor ständig neuen Anforderungen stehe. „Wir fragen uns nicht, wo wir in fünf Jahren stehen wollen, sondern eher in fünf Monaten.“ 300 Fachkräfte wolle Zalando in diesem Jahr noch einstellen, die Hälfte davon im IT-Bereich. Es sei eine Jagd nach der nächsten Programmierer-Generation, sagt Lange. Und darunter seien auch immer mehr Frauen.

Das mag für Zalando stimmen, unter den Studenten sieht es anders aus: Nur 20 Prozent sind Frauen. Und die müsse man auch erst mal als solche erkennen, witzelt Sophie Kolbe. So hip, wie sich viele Unternehmen geben, sehe es an den Hochschulen noch lange nicht aus. Tatsächlich inszenieren sich die Start-ups bei „Web on Wheels“ ziemlich amerikanisch, mit Give-Aways und motivierenden „Sei du selbst“-Rufen. Berlin sieht hier nach Silicon Valley aus. Die Studenten hingegen fragen eher deutsch: nach Hierarchien und Fristen. Auf der Zalando-Bühne ist jetzt ein Mitarbeiter von Nokia zu Gast. Er sucht Nachwuchs für das Berliner Haus: „Glaubt es oder nicht, wir haben zwei Saunas!“

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