Wirtschaft: Zetsches Aufräumen kostet Milliarden
Auf seiner ersten Hauptversammlung erwartet den Daimler-Chrysler-Chef Unterstützung der Aktionäre
Berlin - Bei seinem ersten Auftritt vor den Aktionären kann Dieter Zetsche mit Wohlwollen rechnen. Denn „er hat Wort gehalten“, sagt Rolf Woller, Analyst der Hypo-Vereinsbank, und meint die Konzentration des Konzerns auf das Autogeschäft und die Eingriffe beim Smart. Vor allem Letzteres wird am heutigen Mittwoch auf der Hauptversammlung im Berliner Kongresszentrum ICC eine Rolle spielen, ärgern sich doch viele Aktionäre seit Jahren über die Milliardenverluste des Kleinwagens. Im nächsten Jahr soll die Marke erstmals seit ihrer Einführung vor zehn Jahren schwarze Zahlen erreichen. Und zwar ohne den Viersitzer (forfour), den Zetsche für rund eine Milliarde Euro vom Markt nimmt. Das Geld wird gebraucht für Entschädigungen des Smart-Partners Mitsubishi, von Lieferanten und Arbeitnehmern, die ihren Arbeitsplatz verlieren.
Weitere zwei Milliarden Euro veranschlagt Zetsche für die Streichung von 600 Verwaltungs- und Managementstellen, den Umzug der Zentrale von Stuttgart-Möhringen nach Untertürkheim und die Zusammenführung diverser Bereiche. Wie sich die zwei Milliarden verteilen und vor allem auch, was sich schließlich für Synergien ergeben, ist noch offen. Details werden Ende April mit der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das erste Quartal erwartet.
Vor allem wegen der Milliardenkosten für neue Strukturen erwartet Analyst Woller im laufenden Jahr mit 5,5 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis nur knapp über dem Vorjahresniveau (5,2 Milliarden); 2004 waren es 5,8 Milliarden gewesen. 2007, wenn die Maßnahmen greifen, rechnet der Banker mit neun Milliarden Euro beim operativen Ergebnis. Einen „Ertragssprung“ im nächsten Jahr erwartet auch der Marktforscher Ferdinand Dudenhöffer und begründet das mit der neuen C-Klasse, die ebenso wie der Smart fortwo im ersten Halbjahr 2007 auf den Markt kommt.
Doch „der bedeutendste Ertragssprung bei Mercedes ist im Jahr 2009 zu erwarten, wenn die neue E-Klasse, der wesentliche Ertragsträger bei Mercedes, neu auf den Markt kommt“, schreibt Dudenhöffer in einem Papier über „Chancen und Herausforderungen für Daimler-Chrysler“. Das Unternehmen selbst machte am Dienstag auf eine Überarbeitung der E-Klasse mit neuen Motoren und weiter entwickelter Sicherheits- und Lichttechnik aufmerksam. Alles in allem komme nun die „sicherste, stärkste, sauberste und zuverlässigste E-Klasse“ aller Zeiten auf den Markt, heißt es in einer Konzernmitteilung. In den vergangenen Jahren hatten vor allem Defekte der Elektronik in der E-Klasse das solide Image von Mercedes schwer beschädigt und zu einer aufwendigen Qualitätsoffensive geführt.
Die so genannten Kritischen Aktionäre von Daimler-Chrysler beklagten am Dienstag in Berlin die Modellpolitik des Konzerns, der zum Beispiel noch immer nicht über einen Hybrid-Antrieb verfüge. Vor allem Toyota ist mit der Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor sehr erfolgreich. Daimler-Chrysler hat sich mit General Motors zusammengeschlossen, um den Vorsprung der Japaner aufzuholen. Parallel dazu setzen die Stuttgarter auf die so genannte Bluetec-Technologie, den bislang sparsamsten und saubersten Diesel. alf
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