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Containerschiff läuft auf der Elbe in den Hafen ein und legt am HHLA Container Terminal Burchardkai an.

© imago/Chris Emil Janßen/IMAGO/Chris Emil Janssen

Zollkonflikt mit USA: Deutscher Großhandel warnt vor Warenknappheit

US-Präsident Trump überzieht die Welt mit Zöllen. Der Großhandel erwartet dramatische Folgen auch für Deutschland. Ein Experte rät der EU nicht nur zu Import-, sondern auch zu Exportzöllen.

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Angesichts des Zollkonflikts mit den USA erwartet der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA) auf längere Sicht in Deutschland Warenknappheit und Marktverzerrungen.

„Wir müssen mit gestörten Lieferketten und Warenknappheit rechnen“, sagte Verbandspräsident Dirk Jandura der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwochausgabe). Bisher könnten die bestehenden Lieferketten größtenteils aufrechterhalten werden, da viele Händler ihre Lager noch zu alten Bedingungen aufgefüllt hätten.

Ja, es ist ein Handelskrieg.

Gabriel Felbermayr, Ökonom

„Die Folgen der Zölle werden also noch kommen und diese wären dramatisch für beide Seiten des Atlantiks“, warnte der Verbandschef.

Überproduktion in China zu erwarten

Neben den drohenden gestörten Lieferketten für eigene Produkte müssten deutsche Unternehmen eine wachsende Billigkonkurrenz durch große Überproduktion in China fürchten. „Den Händlern dort ist über Nacht ein großer Absatzmarkt weggebrochen, wir müssen also damit rechnen, dass die Produkte hier bei uns landen, zu wettbewerbsverzerrenden Preisen“, sagte Jandura.

Der deutsche Groß- und Außenhandel werde sich nun rasch auf neue Handelspartner ausrichten. Er hoffe jedoch, auf eine Rücknahme oder Reduzierung der US-Zölle, fügte der Verbandschef hinzu.

Der Konflikt müsse nicht von Dauer sein, sagt auch der Ökonom Gabriel Felbermayr. „Ja, es ist ein Handelskrieg, aber man sollte es mit dieser Vokabel nicht übertreiben“, meinte der ehemalige Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, der aktuell das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) in Wien leitet.

Der Begriff werde dann verwendet, wenn ein Land ein anderes Land mit Zöllen überziehe, die nicht den normalen völkerrechtlichen Abmachungen entsprechen, sagte Felbermayr der Deutschen Presse-Agentur.

Die EU könne „Nadelstiche“ setzen

Der Ökonom hält die EU-Strategie für richtig, Verhandlungsbereitschaft mit der Androhung von Gegenmaßnahmen zu verbinden. Neben Zöllen auf US-Importe könnte die EU „Nadelstiche“ setzen, indem sie Exportzölle auf Produkte einhebt, die nur in Europa hergestellt werden – etwa gewisse pharmazeutische Mittel oder Maschinen zur Chip-Herstellung, sagte Felbermayr. „Das wäre dann für die Amerikaner schwer zu verkraften“.

Mit seiner fast globalen Zoll-Strategie will Trump die heimische Produktion stärken und Handelspartner zu Zugeständnissen bewegen. Wie stark die EU darunter leide, hänge von der Dauer der Maßnahmen ab, sagte Felbermayr. Würden die 20-prozentigen Zusatzzölle auf EU-Exporte sowie die 25-prozentigen Aufschläge auf Automobile und Metall bis 2027 gelten, „dann würden wir damit rechnen, dass der Handel um 20 bis 40 Prozent abnimmt.“

Seit diesem Mittwoch gelten zusätzliche US-Zölle auf Importe aus der Europäischen Union, China und anderen Ländern. US-Präsident Donald Trump hatte einen Aufschlag von 20 Prozent auf Einfuhren aus der EU verhängt.

„Das Gute an Handelskriegen ist ja, dass man sie sehr schnell wieder beenden kann“, meinte Felbermayr. Eine ideale Lösung des Konflikts wäre aus seiner Sicht, wenn beide Seiten sich am Ende auf eine engere Handelskooperation einigen würden. Dazu müsste die EU Handelsbarrieren abbauen – etwa in den Bereichen Landwirtschaft oder im Digital-Sektor, sagte er. (AFP, dpa)

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