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Dass Rauchen und Trinken Krebs fördern, ist hinlänglich bekannt. Weniger Menschen wissen, dass auch Übergewicht zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt. (Archivbild)

© picture alliance / dpa

Acht Risikofaktoren: Krebsrisiko lässt sich um bis zu 40 Prozent senken

Ob man im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt, liegt auch an der Lebensweise. Forscher haben acht Risikofaktoren identifiziert, die sich vermeiden ließen.

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Die Risikofaktoren für ein Krebsleiden lesen sich teilweise wie eine Liste der gängigsten Gewohnheiten, die man zu Neujahr angehen möchte. Laut einer Studie der American Cancer Society gibt es folgende vermeidbare Risikofaktoren, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:

  1. Zigaretten
  2. Übergewicht
  3. Alkohol
  4. UV-Strahlung
  5. zu wenig Bewegung
  6. ungesunde Ernährung: zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch, zu wenig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Kalzium
  7. bestimmte Infektionen (darunter HPV und Hepatitis B und C)
  8. Passivrauchen

Daten für Deutschland ganz ähnlich

Die Ergebnisse seien auf Deutschland übertragbar, sagt Ute Mons, Leiterin der Abteilung Primäre Krebsprävention im Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, der Deutschen Presse-Agentur. „Solche Daten sehen wir in fast allen Industrienationen fast spiegelbildlich.“ 

Eine Untersuchung des DKFZ aus dem Jahr 2018 kam für die wichtigsten Krebserkrankungen zu dem Schluss, dass 37 Prozent auf Risikofaktoren zurückzuführen seien. Dabei wurde aber unter anderem die UV-Strahlung der Sonne nicht berücksichtigt.

Übergewicht oft unterschätzt

Dass Rauchen krebserregend ist und vor allem Lungenkrebs verursacht, ist hinlänglich bekannt. Zigaretten hatten in der US-Studie auch den mit Abstand stärksten Einfluss auf das vermeidbare Krebsrisiko. 

Das DKFZ weist aber auch darauf hin, dass bei fettleibigen Menschen erheblich häufiger Brustkrebs nach den Wechseljahren und Darmkrebs auftreten als bei normal-gewichtigen Menschen. Bei Gebärmutter- und Nierenkrebs oder bei Karzinomen der Speiseröhre sei sogar fast die Hälfte aller Fälle durch Adipositas, also Fettleibigkeit, bedingt. Dabei gilt: Je stärker ausgeprägt die Fettleibigkeit, desto höher das Krebsrisiko.

Individuelles Risiko senken

„Die Prozentanteile in den Studien sind immer auf die Gesamtbevölkerung bezogen“, erläutert Mons. „Trotzdem kann man sagen: Wenn sich jemand individuell gesünder verhält, kann diese Person das eigene Krebsrisiko senken.“ Jemand, der raucht, habe ein 20-fach erhöhtes Lungenkrebsrisiko im Vergleich mit jemandem, der nicht raucht. 

Dabei sei es nie zu spät für einen gesünderen Lebenswandel. „Je früher man mit etwas aufhört, desto früher reduziert man sein Risiko“, sagt Mons. Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Selbst eine Person, die komplett gesund lebt, kann an Krebs erkranken. Da spielt immer ein gewisser Zufall eine Rolle. Doch das Risiko, dass im Körper was falsch läuft, steigt bei Personen, die ungesund leben.“

Auch Impfungen können gegen Krebs schützen

Zu den vermeidbaren Faktoren gehören in der US-Studie nicht nur Dinge, die zu einem ungesunden Lebenswandel gehören, sondern auch einige Infektionen wurden mit aufgenommen, weil beispielsweise dagegen geimpft werden kann.

„Es gibt wirksame Impfstoffe gegen das Hepatitis-B-Virus, das Leberkrebs verursacht, und gegen HPV, das mehrere Krebsarten verursachen kann“, erklärte Ahmedin Jemal, Hauptautor der Studie. Zu den Krebsarten durch HPV zählt er Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs der äußeren Genitalien und der Analregion sowie Mund- und Rachenkrebs.

Appell an die Politik

Krebsforscherin Mons appelliert an die Politik, mehr für die Förderung eines gesunden Lebenswandels zu tun. „Es gibt noch viele Hebel, um anzusetzen, etwa was die Werbung für Alkoholprodukte und Alkoholsteuern angeht“, sagt sie. „Viel könnte getan werden, um es der Bevölkerung leichter zu machen, sich gesund zu verhalten.“

Als weitere Beispiele zählt sie eine Tabaksteuererhöhung und eine standardisierte Zigarettenverpackung auf, damit auf den Verpackungen nicht mehr geworben werden könne. Studien zeigten, dass dadurch weniger Menschen rauchen. „So können viele Krebsfälle vermieden werden.“

Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Jedes Jahr erkranken mehr als 500.000 Menschen neu an Krebs, mehr als 220.000 sterben daran. Frauen erkranken vor allem an Brustkrebs (31 Prozent aller Krebsfälle bei Frauen), Darmkrebs (11 Prozent) und Lungenkrebs (10 Prozent), Männer an Prostatakrebs (25 Prozent), Lungenkrebs (13 Prozent) und Darmkrebs (12 Prozent). In der Tendenz steigen diese Zahlen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Bevölkerung älter wird. (dpa/bhe)

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