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Der Alternative Nobelpreis, eine von Eva Hild im Jahr 2020 geschaffene Skulptur, hergestellt aus eingeschmolzenen illegalen Schusswaffen, die in Konfliktgebieten beschlagnahmt wurden.

© dpa/Right Livelihood Foundation

Alternative Nobelpreise für Hoffnungsträger: Palästinensischer Menschenrechtsaktivist unter den Ausgezeichneten

Sie setzen auf klare Worte statt auf Gewalt: Aktivisten und Organisationen aus dem Westjordanland, Mosambik, Großbritannien und den Philippinen erhalten in diesem Jahr die Alternativen Nobelpreise.

Von Steffen Trumpf

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Für ihren gewaltfreien Einsatz für Gerechtigkeit und Wahrheit werden Aktivisten und Organisationen aus vier Weltregionen mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet.

Der gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannte Preis geht in diesem Jahr an die indigene Aktivistin Joan Carling von den Philippinen, den palästinensischen Menschenrechtsaktivisten Issa Amro und die von ihm gegründete Aktivistengruppe Youth Against Settlements, die Umweltaktivistin Anabela Lemos und ihre Organisation Justica Ambiental aus Mosambik sowie das britische Forschungsprojekt Forensic Architecture.

Das gab der Direktor der Right-Livelihood-Stiftung, Ole von Uexküll, in Stockholm bekannt.

„Die Preisträger 2024 zeigen, was gewaltfreier Widerstand und Wahrheitsfindung bewirken können“, würdigte von Uexküll. „Angesichts von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt zeigen die diesjährigen Preisträger Wege zu einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Zukunft. Ihr Engagement sollte uns alle inspirieren, mutiger zu sein.“

Die Träger des Right Livelihood Awards werden alljährlich kurz vor den Nobelpreisträgern verkündet, die ab Montag in Stockholm und Oslo gekürt werden. Über die Jahre hat sich der Beiname „Alternativer Nobelpreis“ für den Award eingebürgert, auch wenn die Auszeichnung in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen steht. Berücksichtigt wurden in diesem Jahr 176 Nominierte aus 72 Ländern.

Klare Worte statt Gewalt

Wie so häufig stellen die Preisträger eine Mischung aus mutigen Menschen dar, die sich für die Rechte von Ursprungsbevölkerungen, für Frieden und Gerechtigkeit sowie für den Schutz von Klima und Umwelt einsetzen.

  • Die Philippinerin Joan Carling erhält den Award dafür, indigene Stimmen angesichts der globalen ökologischen Krise zu stärken und bei der Verteidigung von Menschen, Land und Kultur voranzugehen.
Die indigene Aktivistin Joan Carling von den Philippinen, die sich seit mehr als 30 Jahren für die Rechte indigener Völker einsetzt.

© dpa/--

  • Einen ganz ähnlichen Einsatz leisten Anabela Lemos und Justica Ambiental in Mosambik, wo Gemeinschaften mit ihrer Hilfe für ihr Recht einstehen können, Nein zu ausbeuterischen Großprojekten zu sagen und ökologische Gerechtigkeit einzufordern. Forensic Architecture hat nach Angaben der Preisstiftung Pionierarbeit bei der Entwicklung digitaler forensischer Methoden geleistet, die Opfern und Überlebenden von Menschen- und Umweltrechtsverstößen auf der Suche nach Gerechtigkeit und Verantwortlichen helfen.
Umweltaktivistin Anabela Lemos aus Mosambik, die sich für ökologische Gerechtigkeit einsetzt.

© dpa/Mikaela Fredrikson

  • Issa Amro und seine Aktivistengruppe Youth Against Settlements werden für ihren gewaltfreien Widerstand gegen die israelische Besatzung in Hebron im Westjordanland geehrt. Sie bekommen den Preis auch dafür, das zivile Engagement von Palästinensern mit friedlichen Mitteln zu fördern.
Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro, der sein Leben dem friedlichen Widerstand in der Stadt Hebron im Westjordanland gewidmet hat.

© dpa/--

Seit 1980 haben den Preis unter anderem weltbekannte Persönlichkeiten wie die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, US-Whistleblower Edward Snowden und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg erhalten.

Manche Preisträger wie die kenianische Umweltschützerin Wangari Maathai, der kongolesische Arzt Denis Mukwege und der inhaftierte belarussische Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki wurden Jahre nach ihrer Right-Livelihood-Auszeichnung auch mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Meistens geht der Right Livelihood Award jedoch an Menschen und Organisationen, die sich fernab der internationalen Öffentlichkeit für eine gerechtere, friedlichere und nachhaltigere Welt einsetzen. So auch diesmal: Ohne einem breiteren internationalen Publikum bekannt zu sein, kämpfen die diesjährigen Preisträger in ihren lokalen Gemeinschaften gegen Unterdrückung und Ausbeutung, ohne dabei zu gewalttätigen Methoden zu greifen.

Ihr unerschütterliches Engagement habe dabei Auswirkungen weit über die lokale Ebene hinaus, würdigte die Preisstiftung. Während in vielen Teilen der Welt Krieg und Gewalt herrschten, zeigten die Preisträger, dass es nur mit friedlichen Mitteln, der Stärkung lokaler Bündnisse und einem standfesten Bekenntnis zur Wahrheit vorangehen könne. „Ihr Wirken macht sie in diesen herausfordernden Zeiten zu wichtigen Hoffnungsträgern und Vorbildern.“

Die Preisträger werden am 4. Dezember bei einer Preiszeremonie in Stockholm geehrt. Die Auszeichnung ist unter anderem mit lebenslanger Unterstützung durch die Right-Livelihood-Stiftung verbunden, die bis heute fast 200 Preisträger aus 77 Ländern geehrt hat. (dpa)

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