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Lehrkräftemangel. Kein Bundesland hat im Jahr 2016 so viele Quereinsteigerinnen und - einsteiger eingestellt wie Sachsen.

© Monika Skolimowska/dpa

Bildung in Sachsen: Was Sachsen noch besser machen muss

Starke Schülerinnen und Schüler, aber zu viele Abbrecher und zu wenig Lehrkräfte: Neue Bildungsstudie benennt Herausforderungen.

Sächsische Schülerinnen und Schüler zeigen im Schnitt zwar ein hohes Leistungsniveau. Allerdings verlassen besonders viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Und Sachsen leidet besonders stark an fehlenden Lehrkräften. Im Jahr 2016 lag es mit einer Quote von 35 Prozent Quereinsteigern bei den Neueinstellungen bundesweit vorn. Das geht aus dem Bericht „Bildung in Sachsen“ hervor, den das DIPF – Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation im Auftrag des sächsischen Kultusministeriums erstellt hat. Eingeflossen sind Auswertungen bereits bekannter Studien und Statistiken, die das DIPF aber um eigene Analysen ergänzt hat.
Zwar stehe Sachsen insgesamt gut da, erklärte Kai Maaz, Leiter des wissenschaftlichen Teams am DIPF, am Mittwoch. Allerdings müsse es sein Bildungssystem weiterentwickeln. Es müsse gelingen, zusätzliches Fachpersonal zu gewinnen, mehr Kinder zu einem Schulabschluss zu führen und passgenaue Bildungsangebote bereitzustellen.

Unterdurchschnittliche Übergangsquote aufs Gymnasium

Nur sieben Prozent der sächsischen Grundschüler liegen unter den Minimalanforderungen – im Bundesschnitt sind es 13 Prozent. Und überdurchschnittlich oft gehören sächsische Schüler in Lesen und Mathematik zur Leistungsspitze. Trotzdem ist die Übergangsquote aufs Gymnasium in Sachsen nur durchschnittlich. Die Forscherinnen und Forscher führen dies nicht nur darauf zurück, dass in Sachsen der Weg in die Berufsausbildung über Oberschulen ohne Abituroption von der sächsischen Politik besonders gefördert wird. Sie sehen dies auch „als Indiz für eine relativ strikte Leistungsselektivität sächsischer Gymnasien“. Denkbar sei auch, dass das Angebot an Gymnasien vor allem in ländlichen Raum hinter den Elternwünschen zurückbleibe. Stark gewachsen sei die Zahl von Schülern an Privatschulen gerade im ländlichen Raum.
Außerdem fällt dem Forscherteam auf, dass in Sachsen zwar nur vier Prozent der Neuntklässler den Mindeststandard nicht erreichen, dass es aber trotzdem überdurchschnittlich viele Schüler ohne Schulabschluss entlässt, nämlich acht Prozent. Zu den Ursachen könne es vielleicht gehören, dass die Förderschule nur begrenzt Möglichkeiten biete, einen regulären Abschluss zu erwerben. In Sachsen ist der Anteil der Förderschüler auf 5,7 Prozent gestiegen, während er sich im Bundesschnitt auf 4,3 Prozent verringert hat.

Kluft zwischen Stadt und Land

Neben der Inklusion stellt die Migration das sächsische Bildungswesen vor die Herausforderung zunehmend „vielfältiger Lernausgangslagen“, wie es in der Studie heißt. Zwar liege der Anteil von Ausländern mit vier Prozent weit unter dem Bundesschnitt (elf Prozent). Doch unter den Kindern im Kitaalter wachse der Migrantenanteil gerade in den Ballungszentren Leipzig, Dresden und Chemnitz, wo er bereits auf oder über dem Bundesschnitt liegt. Außerdem weisen die Forscher auf die Kluft zwischen den florierenden Städten und wirtschaftlich schwachen Landstrichen hin: Es bestehe die Gefahr einer Ausdünnung der Versorgung mit Dienstleistungen, auch im Bildungssystem. Mehr Menschen könnten darum abwandern.

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