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Clevere Kakadus: Papageien mit Werkzeugkoffer
Steine zum Öffnen von Muscheln oder Stöckchen zum Stochern nach Leckereien benutzen so manche Tiere. Aber nur wenige haben eine ganzes Repertoire zur Hand. Beziehungsweise zum Schnabel.
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Nur wenige Tierarten nutzen Steine oder Stöcke als Werkzeuge. Goffin-Kakadus hingegen haben ein ganzes Set von Tools, berichtet ein Forschungsteam um Antonio Osuna-Mascaró vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) im Fachblatt „Current Biology“. Damit zählten sie zur extrem kurzen Liste bekannter Tierarten, die Werkzeugsätze nutzen und transportieren.
Um an eine Cashewnuss zu gelangen, mussten die Papageien zwei Werkzeuge benutzen: einen kurzen, spitzen Holzstift, um eine Membran im Inneren einer durchsichtigen Box zu zerstechen und einen längeren, weichen Strohhalm, um dann die dahinterliegende Nuss von einem kleinen Podest zu schubsen. Der Stift war zu kurz, um nach der Nuss zu angeln, der Halm zu weich, um damit die Folie zerstören zu können. Sieben von zehn Vögeln lösten die Aufgabe, „Figaro“ und „Fini“ schon im ersten Anlauf in nur 31 beziehungsweise 34 Sekunden. „Eine solche Geschwindigkeit hatte ich nicht erwartet“, sagte Osuna-Mascaró.
In einem zweiten Versuch zeigte sich, dass die Kakadus vorausschauend agierten: Die dort getesteten fünf Tiere hätten jeweils die Möglichkeit gehabt, ein Werkzeug zu holen, es zur Nuss-Box zu bringen, dann zurückzukehren und das zweite Werkzeug zu holen, um die Aufgabe zu beenden. Stattdessen hätten vier von ihnen im Verlauf der Tests vorausschauend direkt beide Werkzeuge mitgenommen, nur eines der Tiere nie, erklärte Osuna-Mascaró.

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Dieses Vorgehen erinnere an das von Schimpansen beim Termitenfang: Die Primaten kommen den Forschern zufolge auch mit einem Set von Werkzeugen zum Termitenhügel. Sie brechen demnach zunächst mit einem kurzen, stabilen Stock Löcher in den Hügel und fischen dann mit einem langen, flexiblen nach Termiten. Von weiteren Arten - vom Menschen abgesehen - sei ein gezieltes Nutzen mehrteiliger Sets bisher nicht bekannt.
Dass in Gefangenschaft gehaltene Goffin-Kakadus Werkzeuge benutzen und auch herstellen, ist schon länger bekannt. Eine Studie mit den Vögeln habe nun kürzlich ergeben, dass sie bis zu drei verschiedene Werkzeuge verwenden, um an die Samen einer bestimmten Frucht zu kommen, hieß es von den Forschenden. Unklar sei aber gewesen, ob die Tiere diese als Set betrachten - oder ob ihnen die Notwendigkeit jedes neuen Werkzeugs erst jeweils nach einem abgeschlossenen Schritt klar wird.
Die aktuelle Studie bestätige nun, dass die Kakadus tatsächlich im Voraus erkennen, dass eine Aufgabe mehr als ein Werkzeug erfordern wird. „Wir glauben, dass Papageien in Bezug auf technisches Verständnis und Werkzeuggebrauch unterschätzt und zu wenig untersucht wurden“, sagte Alice Auersperg, Hauptautorin der Studie und Kognitionsbiologin an der Vetmeduni.
Goffin-Kakadus stammen ursprünglich von den Tanimbar-Inseln Indonesiens. Die eher kleinen Papageien haben ein schneeweißes Gefieder. (dpa)
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