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Das Aus für die Urban Tech Republic wäre ein kapitaler Fehler: Warum Tegel über Berlins Zukunft entscheidet
Die geplante Investition in die „Urban Tech Republic“ wackelt. Der Schaden für Wirtschaft, Wissenschaft und Berlin wäre enorm. Auf dem Spiel steht die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsregion.
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Wenn von Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit die Rede ist, geht es nicht allein um brillante Ideen, sondern darum, diese schnell in marktreife Produkte und Dienstleistungen zu überführen. Das gelingt am besten dort, wo Wirtschaft und Wissenschaft eng verzahnt zusammenarbeiten.
Adlershof zeigt exemplarisch, wie erfolgreich ein solches Modell sein kann: Hier entstand aus einem ehemals in Abwicklung begriffenen Ort ein florierender Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Die räumliche Nähe von Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Start-ups und etablierten Unternehmen erzeugt Dynamiken, die isoliert kaum entstehen könnten.
Studierende finden berufliche Perspektiven. Forschende finden Partner für die Umsetzung ihrer Erkenntnisse. Unternehmen profitieren von direktem Zugang zu Talenten und Technologien. Oder, in handfesten Zahlen ausgedrückt: Die Kraft der Kombination aus Wissenschaft und Wirtschaft beschert dem Fiskus rund 650 Millionen Euro Steuereinnahmen pro Jahr. Eine Summe, mit der knapp 5000 neue Schulplätze in der Stadt geschaffen werden könnten.
Diese seit Jahrzehnten von der Wista verfolgte Erfolgslogik kann in der Urban Tech Republic in Tegel wiederholt werden. Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) ist der ideale Nukleus: Ingenieurinnen, Techniker, IT-Spezialisten werden durch sie ausgebildet, zudem forscht sie praxisnah. Allerdings arbeitet sie bislang unter extrem beengten Bedingungen. Freiflächen für praxisnahe Experimente fehlen. Trotzdem liefert die BHT starke Ergebnisse in Lehre und Forschung, weit über dem, was ihre Infrastruktur eigentlich zulässt.
Bei knappen Ressourcen ist entscheidend, die Wirksamkeit jedes einzelnen Euros im Blick zu behalten. Eine Verzögerung des Tegeler Projektes konterkariert dies gleich doppelt.
Doch jetzt steht die Zukunftsperspektive in Frage – der Umzug nach Tegel. Hier sollte das Reallabor für die Stadt der Zukunft wachsen. Es wäre die Befreiung für die BHT: 450 Hektar Freifläche für die Zukunftsfähigkeit Berlins. Das fatale Signal: in den nächsten fünf Jahren sollen nur knapp 80 statt der insgesamt 830 Millionen Euro veranschlagten Mittel bereitgestellt werden. Für die BHT bedeutet das jahrelanges Improvisieren im Bestand.
Doch was passiert, wenn es doch gelänge, jetzt zu investieren? Wie in Adlershof könnte Berlin profitieren:
1 Fachkräfte für Unternehmen
Schon heute fehlen der Region Ingenieurinnen, Techniker und IT-Spezialisten.
2 Attraktivität im Wettbewerb
Weltweit investieren Metropolen in Innovationsquartiere, um Talente und Unternehmen anzuziehen. Berlin darf hier nicht den Anschluss verlieren. Die Urban Tech Republic wäre ein Magnet.
3 Wirtschaftskraft und Steuereinnahmen:
Jeder in Wissenschaft investierte Euro zahlt sich mehrfach zurück. Höhere Umsätze, neue Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen sind die Folge. Adlershof zeigt deutlich, dass Hochschulstandorte eine Rendite erzeugen, die weit über die eingesetzten Mittel hinausgeht.

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Für Berlin bedeutet das: Bei knappen Ressourcen ist entscheidend, die Wirksamkeit jedes einzelnen Euros im Blick zu behalten. Eine Verzögerung des Tegeler Projektes konterkariert dies gleich doppelt. Zum einen steigen laut Berechnungen des Senats die nötigen Investitionskosten jedes Jahr mehr als 30 Millionen Euro. Zum anderen entgehen Berlin Milliardenpotenziale an Unternehmensumsätzen und Steuereinnahmen. Kurzum, Aufschub wird teuer.
Standorte wie Adlershof oder künftig Tegel sind darüber hinaus identitätsstiftend für eine Stadt. Sie signalisieren, dass hier Zukunft passiert. Gerade in Zeiten unsicherer politischer Prioritäten ist es wichtig, ein klares Signal zu senden. Zukunftsfähigkeit entsteht nicht von selbst, sie braucht Räume, Konzepte und den Mut zur Umsetzung.
Berlin sollte das wie vor gut 30 Jahren im Südosten der Stadt forcieren. Eines hat die Erfolgsgeschichte vom Technologiepark Adlershof gelehrt: Investitionen, die eine hohe und schnell sichtbare Rendite bringen, sind eben keine Kosten, sondern kluge Investitionen in die Zukunft.
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