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Weißgesicht-Sturmtaucher erledigen ihr Geschäft im Flug.

© Yusuke Goto

Erleichterung im Flug: Weißgesicht-Sturmtaucher machen ständig ins Meer

Eigentlich wollten die Wissenschaftler untersuchen, wie Seevögel auf dem Wasser laufen, um abzuheben. Doch dann rückte ein anderer Vorgang ins Forschungsinteresse.

Von Larissa Schwedes

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Etwa alle vier bis zehn Minuten entleeren Weißgesicht-Sturmtaucher während des Flugs ihren Darm in den Ozean – zum Nutzen des Meeres. Das ist das Ergebnis einer im Fachblatt „Current Biology“ erschienenen Studie von Forschenden der Universität Tokio.

Zu seinem Forschungsthema kam Hauptautor Leo Uesaka eher zufällig – eigentlich wollte er untersuchen, wie die auf japanischen Inseln lebenden Vögel von der Wasseroberfläche zum Flug ansetzen. „Als ich mir das Video ansah, war ich überrascht, dass sie sehr oft Fäkalien fallenließen“, erzählt Uesaka. „Ich fand es erst nur witzig, aber es stellte sich dann als viel interessanter heraus und wichtig für das maritime Ökosystem.“

Dokumentiert per Minikamera

Das Team um Uesaka stattete 15 Vögel mit radiergummigroßen Kameras aus: Diese wurden den Weißgesicht-Sturmtauchern (Calonectris leucomelas) um den Bauch gebunden und nach hinten ausgerichtet, sodass sie die Ausscheidungen aufnehmen konnten.

Lift-off und „Drop-off“ erledigen Weißgesicht-Sturmtaucher häufig in einem Zug.

© Leo Uesaka

Fast 200 aufgenommene Darmentleerungen zeigen, dass die Vögel sich fast immer während des Flugs erleichtern, sehr oft direkt nach dem Abflug. Vereinzelt hoben die Sturmtaucher wohl auch nur zu diesem Zweck überhaupt ab und landeten schon innerhalb einer Minute wieder auf dem Wasser.

Im Schnitt schieden die Vögel im Flug etwa alle vier bis zehn Minuten Kot aus – pro Stunde kommen sie den Forschenden zufolge damit auf schätzungsweise etwa 30 Gramm, was rund fünf Prozent ihres Körpergewichts entspreche.

Nutzen auch fürs Meer

Weißgesicht-Sturmtaucher haben sehr lange und schmale Flügel. Sie müssen kräftig mit den Flügeln schlagen, um abzuheben, was Kraft kostet. „Das bedeutet, dass die Nachteile, sich auf der Meeresoberfläche zu entleeren, größer sind als die Anstrengung, abzuheben. Dahinter muss also ein wichtiger Grund stecken“, sagt Uesaka. Das Team mutmaßt, dass die Erleichterung im Flug für die Vögel unter anderem praktischer und sauberer sein könnte.

Und was hat das Meer davon? Der Kot von Seevögeln dünge Gewässer dank ihres hohen Stickstoff- und Phosphorgehalts, heißt es in der Studie. Mit geschätzt rund 424 Millionen Weißgesicht-Sturmtauchern könnten die Ausscheidungen der Vögel durchaus eine relevante Rolle dabei spielen, Plankton und andere Meereslebewesen mit Nährstoffen zu versorgen. Es sei jedoch weitere Forschung notwendig, um diesen Effekt genauer zu ergründen.

Exkremente von Seevögeln werden auch Guano genannt. Dieser gilt als extrem nährstoffreich und wurde schon vor Jahrhunderten als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. (dpa)

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