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Die Bestände von Harpyien leiden unter der Rodung von Waldlebensräumen.

© Carlos Navarro

Von Finkenfalke bis Andenkondor: Fast jede dritte Raubvogelart ist bedroht

Raubvögel zieren die Wappen und Münzen vieler Länder. Modellierungen zeigen nun, wie die Bestände bedrohteArten bewahrt werden könnten.

Stand:

Etwa 30 Prozent aller Raubvögel weltweit sind in ihrem Bestand bedroht – 166 der insgesamt 557 bekannten Arten. Der Großteil der Raubvogelarten sei nur in einem Land zu finden und habe somit ein begrenztes Verbreitungsgebiet, berichten mexikanische Wissenschaftler im Fachmagazin „PNAS“.

Sie machen in ihrer Untersuchung auch Vorschläge, wo und wie die Tiere am besten geschützt werden sollten.

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Lebensraumverluste und Umweltverschmutzung

Als Raubvögel werden gemeinhin Vögel mit kräftigem, gebogenem Schnabel und scharfen Krallen bezeichnet, oft werden sie mit den Greifvögeln (Accipitriformes) gleichgesetzt. Doch auch Falkenartige (Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) sind Raubvögel. In vielen Kulturen zieren die symbolträchtigen Tiere Wappen oder Münzen, etwa der Bundesadler das Staatswappen Deutschlands oder der Weißkopfseeadler das der USA.

Die 557 Raubvogelarten stellen etwa fünf Prozent aller Vogelarten weltweit. Ein etwas größerer Teil von ihnen (58 Prozent) jagt am Tag, der Rest macht sich nachts auf die Suche nach Beute. Der größte Vertreter ist mit einem Gewicht von 15 Kilogramm der Andenkondor (Vultur gryphus), der kleinste Raubvogel der Welt wiegt gerade einmal 40 Gramm: das in Südostasien heimische Finkenfälkchen (Microhierax fringillarius).

Wie viele andere Tierarten sind Raubvögel durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen bedroht. So habe Abholzung zu einem raschen Populationsrückgang beim größten Adler der Welt geführt, dem Philippinenadler (Pithecophaga jefferyi), nennen die Wissenschaftler um Carlos Cruz von der Universidad Nacional Autónoma de México ein Beispiel. In Asien litten viele Geier unter der Verbreitung des in der Tierhaltung eingesetzten Schmerzmittels Diclofenac, das sie beim Fressen von Aas vergiftete.

Bilanz der Bedrohung

Insgesamt 18 Arten seien vom Aussterben bedroht, 25 stark gefährdet, 57 gefährdet und 66 potenziell gefährdet, ergab die Auswertung von Daten der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) und von BirdLife International. Das Verbreitungsgebiet einzelner Arten reicht von 195 Millionen Quadratkilometern beim Wanderfalken (Falco peregrinus) bis zu nur 16 Quadratkilometern bei der Eule Otus feae, die nur auf der zu Äquatorialguinea gehörenden Insel Annobos vorkommt.

Die größte Artenvielfalt gibt es in den südamerikanischen Anden, im Himalaya und den indomalayischen Regionen sowie auf einigen Pazifikinseln, berichten die Wissenschaftler. Nur wenige Arten lebten an den Polen und in den trockenen und gemäßigten Zonen beider Hemisphären. Indonesien ist demnach das Land mit den meisten unterschiedlichen Raubvogelarten.

Investitionen in bestehende Schutzgebiete

Als Teil ihrer Studie modellierten die Forscher am Computer, welche Schutzmaßnahmen in welchen Regionen am besten wirken und wie die Kosten im Verhältnis zum Nutzen stehen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konzentration auf Schutzmaßnahmen in bestehenden Schutzgebieten politisch und wirtschaftlich machbarer scheint als die Einrichtung neuer Schutzgebiete“, schreiben sie.

Dies gelte insbesondere in Ländern, in denen die Ressourcen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt begrenzt seien. Vor allem in China, Indien, der Mongolei, Nepal und Russland sollten Schutzgebiete erweitert oder neu ausgewiesen werden.

„Das Schicksal aller Raubvögel im Besonderen und der biologischen Vielfalt im Allgemeinen hängt von unseren Schutzmaßnahmen in den nächsten zwei Jahrzehnten ab“, schreiben die Wissenschaftler. „Unsere Studie ist ein Beispiel dafür, was getan werden kann. Aber die Zeit wird knapp, um die biologische Vielfalt der Erde zu retten.“

Anja Garms, dpa

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