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Frauen trauriger als Männer: Sorgen und Stress haben in den vergangenen zehn Jahren zugenommen
Mehr Wut, mehr Stress, mehr Sorgen attestiert ein Report zum weltweiten Stand der emotionalen Gesundheit der Weltbevölkerung. Doch eine positive Emotion sei stabil geblieben.
Stand:
Sorgen, Stress und Wut haben in den vergangenen zehn Jahren einem Report zufolge weltweit zugenommen. Fast vier von zehn Erwachsenen gaben an, am Vortag viele Sorgen oder starken Stress empfunden zu haben. Das geht aus Umfragen des Instituts Gallup unter Menschen ab 15 Jahren in 144 Ländern und Regionen hervor.
Positive Emotionen wie Freude seien dagegen stabil geblieben, schreiben die Autoren des Reports „State of the World’s Emotional Health 2025“ (Zustand der weltweiten emotionalen Gesundheit 2025).
Emotionale Gesundheit prägt Gesellschaften ebenso wie wirtschaftliche oder politische Kräfte.
Ilana Ron Levey, Gallup Institut, Washington
Im Jahr 2024 gaben 39 Prozent der Erwachsenen weltweit an, am Vortag viele Sorgen gehabt zu haben, und 37 Prozent berichteten von Stress. Darunter besonders viele Menschen in Staaten, die von Konflikten betroffen sind. Die Sorgen nahmen 2024 weltweit im Schnitt zwar leicht ab und kehrten damit auf das Niveau vor der Pandemie zurück. Dennoch liegen sie weiterhin fünf Prozentpunkte höher als 2014.
Frauen trauriger als Männer
Körperlicher Schmerz (32 Prozent) stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte an. Traurigkeit (26 Prozent) und Wut (22 Prozent) zeigten in dieser Zeit keine Veränderung. Dennoch liegen laut Report sämtliche Werte für die negativen Gefühle höher als vor einem Jahrzehnt. Weltweit berichten Frauen über mehr Traurigkeit, Sorgen und körperliche Schmerzen als Männer.
Der Report wird am heutigen Montag auf dem Weltgesundheitsgipfel (World Health Summit) in Berlin vorgestellt. Dieser Gipfel bringt Menschen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um eine gesündere Zukunft und ein höheres Wohlbefinden für alle Menschen zu gestalten.

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„Der weltweite Anstieg von Unzufriedenheit in den letzten zehn Jahren ist gut dokumentiert, doch viele Führungskräfte haben dies übersehen, weil sie sich auf wirtschaftliche Indikatoren verlassen und die tägliche emotionale Gesundheit ignorieren“, schreiben die Autoren.
Dieses Versäumnis ist laut Report bedeutsam, denn negative Emotionen verengten unter anderem die Aufmerksamkeit der Menschen und verringern ihre Kapazität, Probleme zu bewältigen. Zudem könnten sie Gesellschaften anfälliger für Instabilität machen.
Positive Emotionen stabil geblieben
Andererseits blieben positive Gefühle weiterhin weit verbreitet: Trotz der angegebenen Belastungen sagten fast neun von zehn Menschen (88 Prozent), sie seien am Vortag mit Respekt behandelt worden. Das seien drei Prozentpunkte mehr als 2023.
Weitere positive Aspekte blieben auf dem langfristigen Niveau stabil oder waren kaum verändert: 73 Prozent der Erwachsenen berichteten, viel gelacht oder gelächelt zu haben, und ebenso viele empfanden Freude. 72 Prozent fühlten sich ausgeruht.
52 Prozent sagten, sie hätten am Vortag etwas Neues gelernt oder Interessantes getan – leicht unter dem Wert von 2023, aber immer noch über dem Niveau von 2014.
Der Bericht kombiniert unter anderem die Daten von Gallup mit dem Global Peace Index und dem Positive Peace Index des Institute for Economics and Peace, um zu erkennen, wie eng die Emotionen der Menschen mit Stabilität verwoben sind.
„Emotionale Gesundheit ist nicht nur eine private Erfahrung – sie ist eine Ausstattung, die Gesellschaften ebenso prägt wie wirtschaftliche oder politische Kräfte“, sagte Ilana Ron Levey, Geschäftsführerin bei Gallup.
Während sich die Stimmung in der Welt verschlechtert habe, sei sie zugleich instabiler geworden, mit zunehmenden politischen Unruhen, mehr Konflikten und höheren Opferzahlen, schreibt das Team.
Der Global Peace Index, der die Abwesenheit von Gewalt und Konflikten in 163 Ländern erfasse, zeige, dass Unruhen, Streiks und regierungskritische Demonstrationen von 2011 bis 2019 um 244 Prozent gestiegen sind – bemerkenswerterweise schon vor der Pandemie. (dpa)
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