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Handel ohne Supermarkt: Landwirte sichern sich mit Solidarmodell ab
Landwirtschaftliche Betriebe, die auf Kooperativen statt auf den Großhandel setzen, kommen laut einer Leibniz-Studie besser durch Wirtschafts- und Umweltkrisen. Das Solidarmodell begünstige ökologischen Anbau.
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Die Bauernproteste von 2023 scheinen in der Ferne, doch die Probleme, die viele auf die Straße getrieben haben, bestehen weiter: Preisschwankungen auf dem Absatzmarkt, hohe Betriebskosten und schwindende Fachkräfte. Um unabhängiger gegenüber den Marktzwängen zu sein, setzen manche kleineren Betriebe auf ein alternatives Wirtschaftsmodell, die sogenannte Solidarische Landwirtschaft (Solawi), auch als regionale Kooperativen bekannt.
Das Prinzip: Anstatt Kartoffeln, Radieschen, Eier und Co über den Großhandel oder auf dem Wochenmarkt zu verkaufen, werden sie direkt zu der Kundschaft in der Region gebracht. Diese binden sich über eine Art Abo-Mitgliedschaft langfristig, meist für jeweils ein Jahr, an den Händler. Für einen Festpreis im Monat (oft um die 100 Euro) bekommt man so regelmäßig seine Gemüsekiste geliefert oder holt sie an einer „Verteilerstelle“ ab.
Dass die Direktabos der Kundschaft für die Betriebe bessere Planbarkeit bedeuten, liegt auf der Hand. Tatsächlich mache das Solawi-Modell die Betriebe aber auch insgesamt resilienter, also fitter für wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen, stellten jetzt Forschende vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in einer Studie fest.
Dafür machten sie eine Umfrage unter 79 solidarisch organisierten Betrieben. 50 davon waren schon immer so organisiert, 29 hatten vor einigen Jahren darauf umgestellt. Nur rund die Hälfte gab dabei an, das Mitgliedsmodell als einzige Einkommensquelle zu haben. Ebenfalls die Hälfte bauen auf einer Fläche von weniger als 5 Hektar an. Der Anteil so kleiner Betriebe liegt bundesweit nur bei acht Prozent.
Effizienter und ökologischer
Zusätzlich befragte das Zalf-Team um Anna Rosmann und Katharina Helming die brandenburgische Gärtnerei Apfelbaum ausführlicher als Fallstudie. Die Betreiber, die 2018 auf das Solidarmodell umgestellt hatten, nannten neben der finanziellen Sicherheit als Vorteile, dass sie ihre Produktion der Nachfrage anpassen konnten, seitdem mitunter weniger und zudem diverser anbauen würden. Das wiederum verbessere den Boden, der sich so besser erholen könnte. Ein Plus seien auch die Effizienz und mehr Freizeit, da Marktbesuche wegfielen.
Derartige Bio-Kooperativen gebe es vor allem in Ballungsräumen, „wo eine hohe Nachfrage nach hochwertigen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Produkten besteht“, so das Zalf in der Mitteilung. Die meisten bauen Gemüse an, es gibt aber auch Solawis für Milch- oder Getreideprodukte, Eier und Fleisch. Ihre Zahl sei von knapp 50 auf über 400 Betriebe in Deutschland gestiegen.
Beliebt sind sie vor allem unter Jüngeren: Das Durchschnittsalter der Befragten der Zalf-Studie betrug 41 Jahre, das sei jünger als der Durchschnitt der deutschen Landwirte. Die meisten der Solawis aus der Studie lagen im Süden und Nordwesten Deutschlands, also den Regionen, wo es auch die meisten Biolandwirte gibt. (evm)
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