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Kein Müll, sondern „Gärtner-Gold“: „Laub ist wirklich wertvoll“
Im Herbst laufen die Laubbläser auf Hochtouren. Dabei verbessern die Blätter nicht nur den Boden, in der Laubschicht finden viele Tiere auch Nahrung.
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Laubbläser gelten vielen als praktische Helfer im Herbst. Wohl selten denken Nutzer darüber nach, was ihr Einsatz für die Natur und für Gärten bedeutet. „Laub ist wirklich wertvoll“, betont Silvia Teich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). „Früher hat man auch gesagt: Das Gold des Gärtners ist das Laub.“
In Deutschland herrscht oft der Anspruch, dass alles ordentlich aussehen muss. Dabei ist genau diese Unordnung ökologisch wertvoll.
Bettina de la Chevallerie, Deutsche Gartenbau-Gesellschaft, Berlin
Auf unversiegelten Flächen verwandeln Regenwürmer und Kleinstlebewesen Blätter zu fruchtbarem Humus. „Laub ist kein Abfall, sondern ein kostenloser Dünger“, erklärt Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft. Wer es unter Sträuchern oder auf Beeten liegen lasse, verbessere langfristig den Boden.
Laub lässt leben
Für viele Vogelarten wie Amseln oder Rotkehlchen sei Laub zudem überlebenswichtig, weil sie dort Nahrung fänden, erklärt Teich. Frösche und Kröten nutzten Laubschichten als Winterquartier, ergänzt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Frühjahr fänden viele Tiere zwischen den Blättern erste Nahrung. Wird Laub zu Haufen gepustet und entsorgt, fehlt diese wichtige Nährstoffquelle.
Hinzu kommt, dass Laubbläser Tieren direkt schaden, wie Experten betonen. „Was für den Menschen bequem ist, bedeutet für kleine Lebewesen im schlimmsten Fall den Tod“, sagt Calvi. Schmetterlingslarven, Käfer, Spinnen oder Asseln würden teils mit Geschwindigkeiten von 250 Kilometern pro Stunde herumgewirbelt.

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Auch größere Tiere wie Igel oder Spitzmäuse seien gefährdet. „Wenn sie im Herbst im Laub ihren Winterschlaf beginnen, können sie durch den Lärm und die starken Luftströme der Geräte aufgeschreckt oder aus ihren Nestern vertrieben werden – oft mit fatalen Folgen“, erläutert Calvi. Wer die kleinen und größeren Lebewesen im Garten schätze, solle auf Laubbläser besser verzichten und wo nötig zum Rechen greifen.
Kleiner Garten, große Wirkung
Vielen Menschen ist Experten zufolge gar nicht bewusst, welchen Wert Privatgärten für die Natur haben. Nach einer Berechnung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gibt es etwa 17 Millionen Privatgärten in Deutschland – eine riesige Anzahl kleiner Lebensräume mit enormer Gesamtfläche.
Viele Gartenbesitzer unterschätzten zudem, wie stark übermäßige Ordnung der Natur schadet, sagt de la Chevallerie. „In Deutschland herrscht oft der Anspruch, dass alles ordentlich aussehen muss – kein Laub, kein Unkraut. Dabei ist genau diese Unordnung ökologisch wertvoll.“ (dpa)
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