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Die Weltwetterorganisation WMO spricht von einem Teufelskreis (Symbolbild)

© Julian Stratenschulte/dpa

Update

Drastischer CO₂-Anstieg in der Atmosphäre: Was der Höchstwert von 2024 bedeutet

Die Weltwetterorganisation WMO warnt: Die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre ist 2024 so stark gestiegen wie nie zuvor. Die Meteorologen sprechen von einem Teufelskreis.

Von Christiane Oelrich

Stand:

Die Konzentration von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO₂) in der Atmosphäre ist 2024 drastisch gestiegen – so stark wie seit Beginn der modernen Messungen 1957 nicht. Die jährliche Zunahme habe sich seit den 1960er Jahren verdreifacht, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Auch die Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (Distickstoffoxid, N₂O) sind auf Rekordwerte gestiegen. 

In den 1960er Jahren lag der CO₂-Anstieg pro Jahr demnach bei 0,8 ppm (parts per million – Teilchen pro Million Teilchen). Zwischen 2011 und 2020 betrug er durchschnittlich 2,4 ppm pro Jahr. Von 2023 auf 2024 stieg die Konzentration nun um 3,5 ppm. Damit erreichte die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre 2024 den Wert von 423,9 ppm. 

Die CO₂-Konzentration hat über Jahrhunderte Auswirkungen auf das Klima, weil das Gas dort so lange verbleibt. Nach 1.000 Jahren seien noch etwa 15 bis 40 Prozent davon in der Atmosphäre, schätzen Experten. CO₂ entsteht etwa bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas – zum Beispiel bei der Strom- und Wärmeerzeugung, im Verkehr, in der industriellen Produktion sowie in Haushalten. 

Der Teufelskreis

Ursache für den Anstieg der Konzentration seien neben den von Menschen verursachten Treibhausgasen auch Wald- und Buschbrände, so die WMO. Gleichzeitig sinke die Aufnahmefähigkeit von CO₂ in Wäldern und Ozeanen – dies selbst sei eine Folge des Klimawandels. Die WMO spricht von einem drohenden Teufelskreis. 

Das Problem wurde im vergangenen Jahr durch das alle paar Jahre auftretende natürliche Wetterphänomen El Niño verschärft, das für mehr Dürren etwa in Südamerika und im südlichen Afrika sowie für mehr Waldbrände sorgt. Bei Dürren können Ökosysteme weniger CO₂ aufnehmen. 

2024 war das bislang wärmste Jahr seit der Industrialisierung (um das Jahr 1750), mit einer globalen Durchschnittstemperatur gut 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Auch die Ozeane waren im vergangenen Jahr so warm wie nie zuvor, sowohl an der Oberfläche als auch bis in 2.000 Meter Tiefe.

Beunruhigende Entwicklung

Phil Williamson, Honorarprofessor an der University of East Anglia, der nicht am WMO-Bericht beteiligt war, hält den Rekordwert für wenig überraschend: „Wenn wir der Atmosphäre mehr CO₂ zuführen, bleibt der Großteil davon dort – und die Konzentration steigt entsprechend an.“ Beunruhigend und für Klimawissenschaftler neu ist jedoch, dass sich die Zunahmerate beschleunigt hat, obwohl die jährlichen Emissionen aus fossilen Brennstoffen weitgehend konstant geblieben sind.

„Das bedeutet, dass sich auch das Gleichgewicht von Entnahme und Zubau im natürlichen Klimasystem verändert, da weltweite Waldbrände und die Erwärmung der Meere nun eine positive Rückkopplung auf die globale Erwärmung darstellen“, sagte Williamson dem britischen Science Media Center (SMC).

Dieser Effekt sei nicht nur eine einjährige Anomalie: „Die Wachstumsraten von Kohlendioxid haben sich in den letzten Jahrzehnten verdreifacht“, so Williamson. Seine Botschaft: „Es immer schwieriger wird, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, aber notwendiger denn je, dass wir dies tun.“

Schlechte Nachricht für Pariser Klimaziel 

Von der ausgestoßenen CO₂-Gesamtmenge verbleibt etwa die Hälfte in der Atmosphäre, die andere wird von Ökosystemen auf dem Land und in den Ozeanen aufgenommen. „Mit steigender globaler Temperatur nehmen die Ozeane weniger CO₂ auf, da die Löslichkeit bei höheren Temperaturen abnimmt, während die Landsenken in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt werden, unter anderem durch die Gefahr länger anhaltender Dürren“, betont die WMO. 

Die Treibhausgase müssten dringend drastisch gesenkt werden, heißt es weiter. Andernfalls sieht die Organisation das Pariser Klimaziel gefährdet, die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Zwar lag der Anstieg 2024 bereits über 1,5 Grad, für das Klimaziel geht es aber nicht um einzelne Jahreswerte. Vielmehr ist ein Anstieg über einen längeren Zeitraum von mindestens zehn Jahren relevant.

Die Klimaziele wurden bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris festgelegt. Die nächste Konferenz findet im November in Brasilien statt. (dpa; mit Kix)

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