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Trügerisches Idyll: Für wirtschaftliche Interessen wurden viele Ökosysteme zerstört.

© imago/imagebroker

Kokospalmen in Monokultur: Atolle sind keine unberührten Paradiese

Palmen am Tropeninselstrand sind ein Postkartenidyll, das trügt. Eigentlich müsste die Vegetation ganz anders aussehen.

Von Annett Stein

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Südseestrände sahen einst ganz anders aus als heute. Kokosnusspalmen sind in den Tropen zwar weit verbreitet und bilden seit Jahrhunderten die Grundlage für das Leben und die Kultur der Menschen der mehr als 250 Atolle im Pazifischen Ozean.

Wie Forschende in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ berichten, hat das Interesse westlicher Märkte an Kokosnussöl aber von lokal begrenzten Mischkulturen zu inselweiten Monokulturen dieser Palmenart geführt.

Mehr Palmen, weniger Guano

Das Team um Michael Burnett von der University of California in Santa Barbara hat Vegetationskarten ausgewertet, die auf Satellitenbildern beruhen. Kokospalmen (Cocos nucifera) beherrschen demnach nach zwei Jahrhunderten Plantagenwirtschaft mehr als die Hälfte der Wälder.

60
Prozent der Waldfläche der kartierten Atolle sind von Kokospalmen geprägt.

Früher weit verbreitete einheimische Laubbäume wie Pisonie, Cordia und Samtblatt seien durch Abholzung und Brandrodung beseitigt worden und heute nur noch auf kleine Bruchteile ihres natürlichen Verbreitungsgebiets beschränkt.

Das hatte Folgen für den Lebensraum von Wildtieren, den Nährstoffkreislauf und die Bodenbildung, wie das Team um Burnett erläutert. Seevögel wie die Rotfußtölpel zum Beispiel nisten nicht in Kokospalmen. Folgen seien schwindende Seevogelbestände und weniger Nährstoffe aus Exkrementen für das jeweilige Atoll.

Rotfußtölpel brauchen die ursprünglichere Vegetation zum Nisten.

© The Nature Conservancy/Kydd Pollock

Kokosnuss-Monokulturen gingen zudem mit einer Erschöpfung des Grundwassers, Küstenerosion und negativen Auswirkungen auf angrenzende Korallenriffe einher.

Der Verlust einzigartiger Ökosysteme auf pazifischen Atollen sei atemberaubend, heißt es von den Forschenden weiter. Er übertreffe – das relative Ausmaß betrachtet – sogar die Abholzungsrate für Ölpalmenplantagen in anderen Teilen der Welt. So seien beispielsweise bis 2015 knapp 11 Prozent der Landfläche Borneos in Ölpalmen-Monokulturen umgewandelt worden. Kokospalmen bedeckten inzwischen fast 60 Prozent der gesamten Waldfläche der kartierten Atolle und fast ein Viertel ihrer gesamten Landfläche. Etwa die Hälfte der Kokospalmen stünden in Monokulturen.

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Historische Angaben zur ursprünglichen Bewaldung gibt es kaum. Der Vergleich zwischen Atollen, deren Klima für Kokospalmen gleichermaßen geeignet ist, zeige aber, dass der Anteil der Kokospalmen auf Atollen mit Kokosnuss-Export um gut 32 Prozentpunkte höher liegt als bei plantagenlosen Inseln.

In den letzten Jahren seien viele der Plantagen aufgegeben worden, erläutern die Forschenden auch. Das biete bisher ungenutztes Potenzial für die Wiederherstellung von Ökosystemen. Von allein verschwänden die konkurrenzstarken Palmen nicht wieder: Selbst auf Atollen, auf denen Anbau und Ernte vor Jahrzehnten eingestellt wurden, bestünden ehemalige Kokosnuss-Plantagen weiter und verdrängten andere Vegetation. (dpa)

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