
© Boris Breuer/Boris Breuer
Kriminalpsychologin Julia Shaw über Verbrechen: Warum Fakten als Panikmache abgetan werden
Eine Bohrinsel explodiert, elf Menschen sterben, der Golf von Mexiko wird mit Öl verseucht – der Fall „Deepwater Horizon“ führt uns in den Informationskrieg unserer Zeit – ein Auszug aus Julia Shaws „Green Crime“.
Stand:
Etwas stimmte nicht. Ein merkwürdiges Geräusch drang langsam in Steve Bertones Bewusstsein. Der Chefingenieur der Macondo-Ölplattform lag in seinem schmalen Bett und hatte gerade begonnen, ein Buch zu lesen. Das Geräusch wurde lauter, zuerst ein Grollen, das an einen heraufziehenden Sturm erinnerte, dann ein Rattern wie von einem vorbeifahrenden Güterzug. Die Bohrinsel begann zu zittern.
Plötzlich zerriss eine Explosion die Luft. Bertone sprang aus dem Bett und öffnete die Tür. Intensiver Ölgeruch lag in der Luft, brannte in seinem Hals und legte sich auf seine Zunge. Aus den Lautsprechern dröhnte: „Feuer! Feuer! Feuer!“
Er rannte zu seinem Arbeitsplatz. Kein Strom, die Maschinen standen still, die Ruder reagierten nicht. Er griff zum Telefon, um den Maschinenraum zu erreichen, doch die Leitung war tot. Die Plattform stand in Flammen, es sah aus, als würde sie von der Sonne verschlungen werden. Er hörte, wie die Mannschaft durch den zerstörten Innenraum der Ölplattform rannte, von allen Seiten drangen Hilferufe an sein Ohr.
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