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Eine Frau aus dem Südsudan in Uganda, während sie darauf wartet, dass ihre kleine Tochter in einer Klinik des Internationalen Rescue Committees untersucht werden kann (Archivbild, Juni 2017).

© dpa/Ben Curtis

Lenacapavir: Der Durchbruch gegen HIV – mit Grenzen

Jährlich würdigt das Wissenschaftsmagazin „Science“ den einen „Breakthrough of the Year“. 2024 wird die Entwicklung einer Spritze geehrt, die HIV stoppen könnte. Das Medikament ist jedoch nicht überall erhältlich.

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Das renommierte Fachmagazin „Science“ hat das Medikament Lenacapavir als „Durchbruch des Jahres“ ausgezeichnet. Mit dieser Entscheidung würdigt die Redaktion einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen die HIV-Epidemie und Aids.

Aktuell leben weltweit rund 40 Millionen Menschen mit HIV, die meisten davon in Afrika südlich der Sahara. Lenacapavir schützt als halbjährlich zu verabreichende Spritze effektiv vor einer Infektion mit dem Virus. Im Vergleich dazu müssen bisherige Präparate zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (Prep), wie Truvada, täglich eingenommen werden – eine Anforderung, die für viele Menschen eine Belastung darstellt.

Die Entwicklung von Lenacapavir stelle einen ähnlichen Fortschritt in der HIV-Prävention dar wie frühere Durchbrüche mit antiretroviralen Medikamenten, erläutert „Science“-Chefredakteur Holden Thorp. „Die sechsmonatige Wirkungsdauer von Lenacapavir macht einen großen Unterschied und bietet eine neue und bessere Möglichkeit, die Prophylaxe mehr Menschen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.“

Wertvolle Verbesserung

Sich zweimal jährlich spritzen zu lassen, sei wesentlich komfortabler als täglich an die Einnahme einer Tablette denken zu müssen, betonen Experten. Hinzu komme, dass es gerade in einigen stark von HIV betroffenen Ländern bei der täglichen Einnahme von Tabletten das Risiko gebe, im Umfeld als vermeintlich HIV-positiv abgestempelt zu werden. Eine nur zweimal jährlich verabreichte Spritze sei da hilfreich.

Der Hersteller Gilead will die Zulassung als HIV-Schutz in zahlreichen Ländern beantragen. Gezielt werde an einer Versorgung auch in ärmeren Ländern gearbeitet. Das Mittel soll prophylaktisch Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko angeboten werden.

In der EU ist Lenacapavir zur virushemmenden Behandlung bestimmter Patienten zugelassen, die schon infiziert sind. In Deutschland ist das Medikament bisher nicht verfügbar. Ob sich das ändert, ist noch unklar.

Dritte Ehrung für Forschung zum Thema

Dass das HI-Virus die Immunschwächekrankheit Aids verursacht, ist seit Anfang der 1980er Jahre bekannt. In der Folge wurden antiretrovirale Präparate entwickelt, die den HIV-Spiegel so weit senken, dass die Übertragung gestoppt wird.

Es ist das dritte Mal, dass „Science“ eine Aids-Intervention als Durchbruch auszeichnet. Im Jahr 1996 markierte demnach die Entwicklung von Proteasehemmern als wirksame Waffe gegen HIV einen Wendepunkt. „Bei den meisten Patienten konnte diese Klasse antiretroviraler Medikamente in Kombination mit anderen antiviralen Wirkstoffen den HIV-Spiegel im Blut drastisch senken“, heißt es von „Science“.

Im Jahr 2011 habe dann die bahnbrechende klinische Studie „HPTN 052“ gezeigt, dass die Behandlung mit einem Cocktail dieser Wirkstoffe auch das Risiko einer sexuellen Übertragung des Virus auf andere Menschen erheblich verringert. (dpa)

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