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Spannung im Hörsaal. Die Schülerinnen und Schüler warten, dass sie auf die Bühne gerufen werden.

© Hans Brexendorff/ MATH+

Mathe-Adventskalender: Mathe, Musik und Miteinander

Rund 600 Teilnehmende des Mathe-Kalenders bekamen in einer bunten Show ihre Preise überreicht. Auch viele Berliner Schüler durften dabei sein.

Das Audimax brummt. Kein Wunder, denn der Hörsaal ist nicht nur (fast) bis auf den letzten Platz besetzt, sondern die Anwesenden sind auch deutlich jünger als bei den sonst hier stattfindenden Veranstaltungen. Viele der etwa 600 Schülerinnen und Schüler, die am Freitag zur Preisverleihung der Mathe-und MATHEON-Kalender in die Technische Universität Berlin strömen – und auf dem Weg noch eine kleine Schneeballschlacht anzetteln – gehen noch in die Grundschule.

Als das Programm auf dem Podium beginnt, kehrt aber schlagartig Ruhe ein. Schließlich wollen alle hier wissen, welchen Preis sie bei dem von „Mathe im Leben gemeinnützigen GmbH“ und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung ausgerichteten Rätsel gewonnen haben. Auch das Forschungszentrum MATHEON und der neue Exzellenzcluster MATH+ sind Ausrichter. Aus rund 130.000 Teilnehmenden wurden die Gewinner ausgelost, die nach einer Musikeinlage Preise in diversen Kategorien erhalten. Dabei gab es für jede richtige Antwort eine gewisse Anzahl Lose, umso mehr, je schneller die Aufgabe gelöst wurde. Wer also richtig gerechnet und das Ergebnis schnell eingegeben hat, hatte eine größere Chance zu gewinnen – ein bisschen Glück brauchte man aber auch.

Tägliche Matherätsel fördern die Klassengemeinschaft

Schon seit 15 Jahren gibt den Adventskalender, in dem statt Schokolade hinter jedem (virtuellen) Türchen eine Matheaufgabe steht. Was für viele auf den ersten Blick vielleicht nicht nach einer entspannten Adventszeit klingt, begeistert hier Grundschüler ebenso wie Oberstufenschülerinnen und Lehrkräfte. Letztere sind besonders erfreut, mit wie viel Motivation und Engagement ihre Klassen dabei sind und loben die positiven Auswirkungen auf den Klassenverband. Die ersten würden schon fragen, ob sie nächstes Jahr nochmal bei einem Wettbewerb teilnehmen können, erzählt eine Lehrerin der Ellef-Ringnes Grundschule in Heiligensee. Und das gelte nicht nur für Mathe-Asse. Eine ihrer engagiertesten Teilnehmerinnen etwa sei eigentlich gar nicht so mathematisch interessiert, hätte sich aber mitreißen lassen und sei im Laufe des Wettbewerbsmonat regelrecht aufgeblüht.

Auch die Schülerinnen und Schüler finden es „richtig schön, mit der ganzen Klasse, sowas zusammen zu machen“. Da sei es gleich nur noch ein bisschen anstrengend, wirklich jeden Tag eine Aufgabe zu lösen. Dass man gemeinsam rätseln (und Tipps im Klassenchat austauschen) könne, finden auch diejenigen gut, die nicht "eh alles mit Mathe toll finden". Sehr viele Teilnehmende sind bereits ein zweites oder drittes Mal dabei.

Preisverleihung als zweite Klassenfahrt

Jetzt zur Preisverleihung nach Berlin zu kommen, ist für viele das Highlight des Wettbewerbs. Einige Klassen hatten eine weite Anreise: bei der Frage, wer mehr als drei Stunden unterwegs war, gehen fast alle, selbst bei acht Stunden noch eine ganze Menge Hände in die Luft. So wird das Wochenende eine Art "zweite Klassenfahrt" wie Schüler aus Bayern erzählen. Ganz anders ist das bei den Klassen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums aus Prenzlauer Berg - sie hatten am Freitag sogar noch Unterricht. "NaWi, Musik und Mathe" haben ihrer guten Laune aber keinen Abbruch getan. Gleich drei Klassen dieser Schule haben Preise gewonnen. Valentin aus der 5., der dieses Schuljahr auf das Gymnasium gewechselt ist, erzählt enthusiastisch, wie spannend die Aufgaben gewesen seien, besonders, weil sie mehr Anwendungsbezug hätten, als man das so aus dem Unterricht kenne. Die Lehrerin der erstplatzierten 6. Klasse ist ganz begeistert von der Eigeninitiative ihrer Schülerinnen und Schüler. Sie hätten, nachdem sie schon im letzten Jahr vorne lagen, dieses Jahr ihre Teilnahme nahezu eigenständig organisiert. "Nur Hausaufgaben gab es in der Adventszeit nicht, das waren dann die Kalenderaufgaben", sagt sie.

.Die Klasse 5.1 des Käthe Kollwitz Gymnasiums.
.Die Klasse 5.1 des Käthe Kollwitz Gymnasiums.

© Charles Yunck/ MATH+

Ein MATHEON-Gewinner aus Berlin

Wer nicht mit der ganzen Klasse teilnehmen konnte oder wollte, konnte sich auch allein anmelden. Und auch in diesen Einzelkategorien waren Berliner erfolgreich. Alexander Ying etwa, der bei der Version für Mathebegeisterte ab Klasse 10, die von Wissenschaftler*innen der Forschungszentren MATHEON und 4TU.AMIA erstellt wird, gewann. Der Zehntklässler des Humboldtgymnasium in Tegel erzählt, dass er über den Rätseln des MATHEON-Kalenders teilweise bis zu vier Stunden gebrütet habe - dagegen seien die Aufgaben des Mathe-Kalenders oder auch die des Matheunterrichts richtig leicht. Man könne "nicht einfach eine Formel anwenden", sondern müsse erstmal den richtigen Ansatz erknobeln. Aber das sei ja auch das Spannende daran, "dass man eben um die Ecke denken muss". Mathematik allein würde er deshalb aber nicht unbedingt studieren wollen – aber Wirtschaftsmathe, das könnte er sich schon vorstellen.

Einzelsieger des MATHEON-Kalenders.
Einzelsieger des MATHEON-Kalenders.

© Charles Yunck

Auch wenn die Vorstellung, dass alle Preisträgerinnen und Preisträger später begeisterte MINT-Studierende werden, sicherlich falsch ist: Wenn man sich anhört, mit wie viel Enthusiasmus diese Kinder den ganzen Advent an Aufgaben rätseln und mit wie viel Spaß sie sich jetzt zu dem Wiener Duo Mira&Adam auf die Bühne begeben und schnell immer mutiger mittanzen, glaubt man der nächsten Viertklässlerin, die behauptet, dass "Mathe auch richtig cool sein kann", sofort.

Sarah Reim

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