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Handelsinitiativen wie TransFair versuchen die Produktionsbedingungen zu verbessern, vor allem über angemessene Preise für Produkte wie Kakao, hier aus Elfenbeinküste.

© obs/TransFair e.V./Sean Hawkey

Mehr Dürren, weniger Ernte: Klimawandel gefährdet Lebensmittelimporte

Kaffee, Kakao, Palmöl: Der Klimawandel bedroht zunehmend Ernten. Ausfälle werden auch in Europa zu spüren sein.

Der Klimawandel gefährdet die Einfuhr verschiedener landwirtschaftlicher Produkte in die Europäische Union. Bis 2050 könnten rund 44 Prozent der heutigen Importe von Kaffee, Kakao und anderen Feldfrüchten einem hohen bis sehr hohen Risiko durch Trockenheit in den Erzeugerstaaten ausgesetzt sein.

Europas Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse und den Klimawandel gehe weit über seine Grenzen hinaus, berichtet eine Forschergruppe um Ertug Ercin von der Freien Universität Amsterdam im Fachjournal „Nature Communications“.

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Deutliche Unterschiede durch Emissionspfade

Viele seiner Wirtschaftssektoren und die Lebensmittelindustrie benötigen Rohstoffe aus weiter Ferne. So würden importierte Sojabohnen als Tierfutter, Palmöl in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie und Kakao unter anderem für die Herstellung von Schokolade verwendet. Andere Waren, wie Kaffee, werden in aufbereiteter Form direkt von Verbrauchern konsumiert. Weitere betrachtete Agrarprodukte sind Mais, Oliven, Sonnenblumenkerne und Zuckerrohr.

Die Forscher nutzten für ihre Berechnungen zwei repräsentative Konzentrationspfade aus dem Fünften Sachstandsberichts des Weltklimarates (IPCC) für die Klimaentwicklung bis 2100: einen mittelhohen Pfad (RCP6.0) und einen niedrigen Pfad (RCP2.6), die nur durch deutliche Verringerungen des Ausstoßes von Treibhausgasen erreichbar sind.

Die Verfügbarkeit von Wasser in verschiedenen Ländern verbanden die Forscher mit den Mengen an Agrarprodukten, die die Europäische Union aus diesen Staaten im Jahr 2010 bezogen hat.

Das höchste Risiko für den Ausfall von Importen aufgrund von Trockenheit im Erzeugerland besteht für 2030, danach geht es nur leicht zurück bevor es im Jahr 2085 beginnt zu sinken. „Der beobachtete Rückgang steht hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Bevölkerungsrückgang in der EU“, schreiben die Forscher. In den Jahren 2030 und 2050 sind die Unterschiede zwischen dem mittelhohen und dem niedrigen Konzentrationspfad gering, erst 2085 werden sie deutlicher.

Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und gerechte Wassernutzung

Im mittelhohen Szenario wird die Schwere der Dürren an den Produktionsstandorten der Agrarimporte bis 2050 um 35 Prozent zunehmen. Dies gilt insbesondere für Importe, die aus Brasilien, Indonesien, Vietnam, Thailand, Indien, der Türkei und Honduras stammen. Weniger gefährdet sind demnach Einfuhren aus Russland, Peru, Ecuador, Nigeria, Uganda und Kenia, weil sich dort der Klimawandel nicht so drastisch auswirken werde. Unter den Importwaren sind Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Palmöl und Sojabohnen am stärksten gefährdet.

„Die strategische Bedeutung einiger Regionen, wie Südostasien und Südamerika, wird für die EU angesichts der möglichen klimabedingten Auswirkungen auf die Wasserressourcen und der Notwendigkeit einer kontinuierlichen Versorgung mit Rohstoffen aus diesen Regionen zunehmen“, schreiben Ercin und Kollegen. Sie empfehlen der politischen Führung der EU, in die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Dürren zu investieren und in die Stärkung einer nachhaltigen, effizienten und gerechten Wassernutzung in den Erzeugerländern.

Alternativ könnten die EU-Politik und die Landwirtschaft andere Produktionsmöglichkeiten finden, zum Beispiel lokal angebaute Futterquellen anstelle von Sojabohnen nutzen. (dpa)

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