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Neuer Report von Club of Rome: Zukunft der Erde hängt von diesen fünf „Kehrtwenden“ ab
Die internationale Forschungsgruppe stellt entscheidende Maßnahmen vor, mit denen sich noch eine lebenswerte Zukunft der Menschheit erreichen ließe. Noch sei es nicht zu spät.
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Vor 50 Jahren rüttelte der Thinktank Club of Rome mit seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ die Welt auf. Sie gilt heute als einflussreichste Publikation zur drohenden Überlastung des Planeten. Wenn sich die globale Wirtschaftsweise nicht ändere, brächen Ökonomie, Umwelt und Lebensqualität zusammen, warnte die Forschergruppe – nun hat sie einen neuen Bericht veröffentlicht.
In „Erde für Alle“ geht es um die wichtigsten Maßnahmen, mit denen eine lebenswerte Zukunft der Menschheit noch möglich wäre. Es ist noch nicht zu spät – das vermittelt der Bericht, Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit internationaler Fachleute, eindringlich.
Das bedeutendste Problem ist unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden.
Autor:innen von Club of Rome
Die Zukunft der Menschheit hänge demnach von fünf außerordentlichen Kehrtwenden ab: Beendigung der Armut, Beseitigung der eklatanten Ungleichheit, Ermächtigung der Frauen, Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems und Übergang zum Einsatz sauberer Energie.
Zwei Szenarien für die Zukunft
Zu den Hauptautoren gehören Sandrine Dixson-Declève, die Ko-Präsidentin des Club of Rome, und der Erdsystemwissenschaftler Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Für den Bericht nutzte die Gruppe eine Computersimulation. Unter einer Vielzahl möglicher Szenarien wurden zwei ausgewählt, genannt „Zu wenig, zu spät“ und „Riesensprung“.
„Zu wenig, zu spät“ zeigt, was passieren könnte, wenn das derzeit dominierende Wirtschaftssystem mehr oder weniger so weiterläuft wie in den vergangenen 50 Jahren. Demgegenüber fragt „Riesensprung“, was passierte, wenn das Wirtschaftssystem durch mutige, außerordentliche Bemühungen zum Aufbau einer resilienteren Zivilisation umgestaltet würde. Anschaulich gemacht werden die potenziellen Entwicklungen am fiktiven Schicksal von vier 2020 geborenen Mädchen aus China, den USA, Bangladesch und Nigeria.

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Immer wieder betonen die Expert:innen, dass sie mehr Gleichheit und Gerechtigkeit als Königsweg für eine lebenswerte Zukunft ansehen. Ein extremes Maß an Ungleichheit sei äußerst destruktiv, „auch für die Reichen“. Ein weiterer Faktor: Bildung, die kritisches Denken vermittle, für Mädchen gleichermaßen wie für Jungen. „Das bedeutendste Problem ist unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden.“ Es gebe eine Industrie der Falsch- und Desinformationen, was dazu beitrage, „dass wir angesichts der kollektiven Herausforderungen unfähig sind, zusammenzuarbeiten oder uns auch nur über Grundtatsachen zu verständigen“.
Die Aufgaben sind gewaltig. Die Hindernisse sind riesig. Die Gefahren sind enorm. Die Zeit, die uns bleibt, ist kurz.
Autor:innen von Club of Rome
Zu den Herausforderungen bei der Transformation des globalen Energiesystems zähle die „sehr reale Gefahr“ einer gesellschaftlichen Destabilisierung im Zuge der Umgestaltung des Energiesystems. „Wenn die ärmste Mehrheit von den steigenden Energiekosten am stärksten betroffen ist, werden diese Menschen gegen die Energiepolitik protestieren.“
„Wir wissen, was Sie jetzt sagen werden“, heißt es zum Ende der Ausführungen. „Die Aufgaben sind gewaltig. Die Hindernisse sind riesig. Die Gefahren sind enorm. Die Zeit, die uns bleibt, ist kurz.“ Die Aufgaben müssten noch in diesem Jahrzehnt angepackt werden. „Jetzt. Wenn Sie dieses Buch zuschlagen.“
Doch so entmutigend Ausmaß und nötige Geschwindigkeit der Transformation erscheinen mögen – vielleicht gebe es eine gute Nachricht: Möglicherweise sei die Entwicklung an mancher Stelle schon weiter als gedacht und es bedürfe nur noch eines Stupses, um sie endgültig in Gang zu bringen. So ehrgeizig der präsentierte Leitfaden sei, er sei auch „beharrlich optimistisch“. Wie wahrscheinlich es sei, dass wir es schaffen? „Das, liebe Leserinnen und Leser, hängt davon ab, was Sie als Nächstes tun.“
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