
© Pasquale Tripodi
Gemüse-Genomik: Paprika war ein frühes globales Handelsgut
Genetische Vergleiche zeigen einen Zusammenhang zwischen Geschmack und Herkunft von Paprikasorten. Auch frühe Lebensmittelpreise beeinflussten die Verbreitung.
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Gekocht, gebraten, gegrillt, oder auch pulverisiert - Paprika gehört weltweit als Gemüse oder Gewürz zum Essen dazu. Die Vielfalt der Zubereitungen beruht auch auf genetischer Vielfalt.
Paprika ist zudem leicht zu produzieren, zu konservieren und einfach in getrockneter Form zu transportieren. Dank dieser Eigenschaften wurde die Gattung Paprika (Capsicum), zu der auch Chilis und Peperoni zählen, schon früh von Händlern in weiten Teilen der Welt vertrieben und zu einem der ersten Beispiele für globalisierten Handel, berichtet ein internationales Forschungsteam mit deutscher Beteiligung in der Fachzeitschrift „PNAS“.
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Gemüse-Genomik
Die Autor:innen identifizierten Afrika, Ost-Asien, Mittel- und Südamerika als wichtigste Zentren der Paprikazucht. Dort entstanden die Sorten und wurden dann verbreitet. Sie vermuten, dass genetische Gemeinsamkeiten von Paprika aus Afrika und aus Südamerika sowie Ost- und Zentralasien auf transatlantischen Handel, einschließlich des Sklavenhandels, im 16. Jahrhundert und auf den portugiesischen Seehandel entlang der eurasischen Küste zurückzuführen sind. Allerdings war der Schärfegrad von Paprika nicht gleichmäßig über den Globus verteilt. Das Forschungsteam erklärt dies mit den menschlichen Vorlieben, die die genetische Struktur von domestiziertem Paprika beeinflusst haben.
„Wir haben einen riesigen genomischen Fingerabdruck von mehr als zehntausend Paprika-Proben aus Genbanken aus der gesamten Welt erstellt und diese Daten genutzt, um die Geschichte dieses Gemüses und Gewürzes zu untersuchen“, sagte Autor Pasquale Tripodi vom italienischen Forschungsinstitut CREA.
Koordinator der Studie war Nils Stein, Leiter der Forschungsgruppe Genomik Genetischer Ressourcen am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. Ziel der Untersuchung war es, genauere Informationen über die Ausbreitung der wirtschaftlich bedeutsamen Paprikaart Capsicum annuum zu erhalten. Diese habe die kulinarische Tradition in vielen Teilen der Welt maßgeblich verändert.
Begehrtes und preisgünstiges Kulturgut
Die in der Studie untersuchten Paprika stammen aus 130 Ländern von fünf Kontinenten. „Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von Paprika als einem sehr begehrten Kulturgut, das sich schon früh entlang der großen Handelsrouten zu Land und zu Wasser über den gesamten Globus verbreitete“, sagte Autor Mark Timothy Rabanus-Wallace vom IPK.
Ein zentraler Faktor für die Bedeutung von Paprika sei sicher die Gewürzschärfe. „Das gilt vor allem für Europa, wo scharfe Gewürze früher selten und importierter schwarzer Pfeffer sehr teuer war“, sagte Rabanus-Wallace. (dpa)
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