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Pilz des Jahres 2023: Der gelbköpfige Sumpf-Haubenpilz mag es am liebsten sauer
Nur wenige Zentimeter groß und farbenfroh: Nach dem Pilz des Jahres kann man in Sümpfen, Gräben oder feuchten Wäldern suchen.
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An einem Bachufer bei Triberg im Schwarzwald auf rund 1000 Meter Höhe sind Mitglieder des Vereins Pilzfreunde Stuttgart fündig geworden: Der farbenfrohe Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) mit seinem dottergelben Kopf war für die Kenner gut zu sehen „und erweckt beim Finder meist große Freude über den Fund der relativ seltenen Art“, berichtet der Verein. Der Sumpf-Haubenpilz ist von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum „Pilz des Jahres 2023“ ernannt worden.
Zwischen Februar und Juli kann man ihn entdecken. Im Südwesten am ehesten im Schwarzwald, denn der Pilz braucht kalkfreie Böden. „Besonders im Mai und Juni, wenn eigentlich wenig Pilze zu finden sind, lohnt es sich, in Sümpfen, Gräben oder feuchten Wäldern nach ihm zu suchen“, berichten Mitglieder des Stuttgarter Pilzvereins. „Er wächst gerne an Holzresten, auf Blättern oder Zapfen, die feucht liegen. Oft steht der gesamte Pilz sogar mit dem Stiel im Wasser.“
Längere Trockenperioden und der Biotopverlust durch großflächigen Waldumbau machen dem Sumpf-Haubenpilz verstärkt zu schaffen.
Auszug aus dem Faltblatt zum „Pilz des Jahres“
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie will mit dem Pilz auf die Gefährdung von Lebensräumen spezialisierter Arten hinweisen. „Vor allem längere Trockenperioden infolge der Klimaerwärmung und der Biotopverlust durch großflächigen Waldumbau machen dem Sumpf-Haubenpilz verstärkt zu schaffen“, heißt es im Faltblatt zum „Pilz des Jahres“.

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Anders als bekannte Hutpilze erinnern die zwei bis vier Zentimeter langen glasig-weiß gestielten Fruchtkörper mit ihren gelben bis orangen Köpfchen an Streichhölzer. Der Pilz besiedelt naturnahe, sumpfige und nährstoffarme Gewässer auf sauren Böden. Dort zersetzt er Pflanzenreste wie zum Beispiel Laub, Nadeln und Fichtenzapfen. Der Sumpf-Haubenpilz kommt zwar in ganz Europa vor, aber eben nur im passenden Lebensraum.
In Deutschland liegen die Hauptverbreitungsgebiete des Pilzes in den Mittelgebirgen mit sauren Böden wie Bayerischer Wald, Harz, Thüringer Wald und Schwarzwald. Wo dort der Wald verschwindet, etwa nach Stürmen oder wegen Borkenkäferbefalls, verlieren auch Organismen wie der Sumpf-Haubenpilz ihren Lebensraum.
„Der günstigste und beste Weg wäre das Zulassen von Walddynamik: Abgestorbene Bäume bleiben dort als Schattenspender und Feuchtigkeitsreservoir, sodass auf den Flächen ein gesunder Wald aus Naturverjüngung entstehen kann“, meinen Pilzexperten. Die positiven Ergebnisse solcher Bewirtschaftung seien beispielsweise heute schon in den ehemaligen Fichtenforsten des Nationalparks Bayerischer Wald zu sehen. (epd)
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