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Die Kunststoffproduktion stieg von zwei Millionen Tonnen 1950 auf 400 Millionen Tonnen im Jahr 2022. (Archivbild)

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Recycling bleibt Ausnahme: Umgang mit Plastikmüll ist regional sehr unterschiedlich

Der Plastikverbrauch ist global enorm gestiegen. Konzepte für den Umgang mit dem anfallenden Müll sind vorhanden, sie werden aber vielerorts kaum umgesetzt, auch nicht in Europa.

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Die Plastikproduktion wächst drastisch, doch weniger als zehn Prozent wird aus recyceltem Material hergestellt. 2022 wurden weltweit 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, von denen nur 38 Millionen Tonnen aus der Wiederverwertung stammten, berichtet ein Team um Quanyin Tan von der Tsinghua Universität in Peking im Journal „Communications Earth & Environment“.

„Die Verschmutzung durch Kunststoffe ist ein drängendes globales Problem, das erhebliche ökologische, wirtschaftliche und gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringt“, betonen die Studienautoren. Plastik ist bis in die Tiefsee hinein und in vielen Tiermägen zu finden, Mikroplastik im Trinkwasser, in der Nahrung und sogar im Blut der Menschen. 

30
Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen unkontrolliert in die Umwelt.

Weltweit entstanden 2022 laut Studie 267,7 Millionen Tonnen Plastikmüll. Die Menge der Plastikabfälle, die auf Mülldeponien landete, ist mit 103 Millionen Tonnen am größten. Etwa 90 Millionen Tonnen wurden verbrannt und 30 Millionen Tonnen gelangten wegen Missmanagement in die Umwelt. 

Ein Europäer verbraucht 85,6 Kilo Plastik pro Jahr

Zwar lagen nach Autorenangaben 74,8 Millionen Tonnen Plastikmüll gesammelt und sortiert vor. Doch davon kamen 30,66 Millionen Tonnen in eine Verbrennungsanlage und 6,25 Millionen Tonnen auf Mülldeponien. Wirklich recycelt wurden demnach nur 38 Millionen Tonnen. Das entspricht 14 Prozent des Plastikabfalls und 9,5 Prozent der Plastikproduktion von 2022. 

Aus mehr als 40 Prozent des nutzbaren Plastiks wurden Verpackungen produziert (158,04 Millionen Tonnen). Es folgten Bauwerke (72,05 Millionen Tonnen), Fahrzeuge (32,02 Millionen Tonnen), elektrische und elektronische Geräte (28,02 Millionen Tonnen) sowie weitere Bereiche. 

Die Kunststoffproduktion habe sich von zwei Millionen Tonnen 1950 auf 400 Millionen Tonnen im Jahr 2022 erhöht, schreibt das Team um Tan mit Verweis auf frühere Studien. Für das Jahr 2050 wird eine Erhöhung auf 800 Millionen Tonnen prognostiziert. Um ein aktuelles Bild von der Lage zu erhalten, haben die Forscher Daten aus nationalen Statistiken, Branchenberichten und internationalen Datenbanken zusammengetragen und analysiert.

Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoffen 2022 hatten laut Studie die USA mit 216 Kilogramm gefolgt von Japan mit 129,1 Kilo und der EU und Großbritannien (EU28) mit 85,6 Kilo. Der Nahe Osten kommt auf 62,2 Kilo, China auf 56 Kilo. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch weisen Indien (15,5 Kilo) und Afrika (13,4 Kilo) auf. 

Beim Umgang mit Plastikmüll gibt es große regionale Unterschiede. In der EU28 landeten 29 Prozent des Kunststoffmülls auf Deponien, in den USA waren es dagegen 76 Prozent. Die USA führten nur fünf Prozent des Plastikmülls dem Recycling zu, in der EU28 lag diese Quote bei 14 Prozent. Höher ist die Recyclingquote der Studie zufolge in China (23 Prozent) und in Indien (15 Prozent). (dpa)

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