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Steffen Mau_credits Matthias Heye

© Matthias Heye

Prof im Profil: Steffen Mau: Dem Diskurs den Spiegel vorhalten

Als Soziologe forscht und lehrt Steffen Mau an der Humboldt-Universität zu gesellschaftlichen Phänomenen wie sozialer Ungleichheit. Was ihn antreibt und welche Debatten er kritisch sieht.

Seinen zu DDR-Zeiten zugeteilten Studienplatz als Mathe- und Physiklehrer ist Steffen Mau nie angetreten. Schon früh wusste der heutige 54-Jährige, dass er seine Leidenschaft nicht zwischen Gleichungen und Aggregatzuständen finden wird. Sondern in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Heute ist er ein gefragter Soziologe an der Humboldt-Universität.

Mau selbst beschreibt sich als „typisches 89er-Kind“, die Wiedervereinigung Deutschlands politisierte ihn. Auch Jahre später spielt der Osten Deutschlands eine wichtige Rolle für ihn, und zwar in seiner Forschung.

Lange befasste er sich mit der Frage des gesellschaftlichen Wandels in Ostdeutschland. Und damit, dass die auf den ersten Blick gelungene Integration in die Bundesrepublik noch immer mit vielen Problemen verbunden ist. Etwa mit Rechtspopulismus, ungleichen Vermögensverteilungen und zunehmender Überalterung.

Schon immer hat Mau das Dahinter interessiert. Was steckt hinter alltäglichen Situationen? Hinter Liebesbeziehungen, Ungleichheiten und Phänomenen der Migration? Denn genau darum gehe es in der Soziologie, sagt er. „Zusammenhänge herzustellen und sichtbar zu machen. Um den Menschen zu erklären, warum bestimmte Dinge passieren und andere vielleicht nicht, auch wenn sie wünschenswert sind“, so Mau.

Gegen die Erzählung von der Spaltung

Als soziologischer Beobachter hat Mau einen ganz genauen Blick auf die Gesellschaft. Nicht selten führt das dazu, dass er sich über aktuelle Debatten wundert. Derzeit seien Worte wie Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft zu Schlagworten geworden, die sich überall wiederfänden. Nur entspreche das nicht empirischen Untersuchungen, erklärt der Soziologe.

Diese zeigten eben nicht, dass sich die Gesellschaft in zentralen Fragen immer mehr polarisiere. „Das sind Momente, wo der soziologische Beobachter dem gesellschaftlichen Diskurs in gewisser Weise den Spiegel vorhalten kann und zeigen kann: Ihr produziert selber bestimmte Gesellschaftsbilder in den Köpfen“, sagt Mau.

Im Gespräch bleiben, den Dialog suchen, anschlussfähig bleiben – unter anderem für seine Vermittlungsfähigkeiten wurde Mau in diesem Jahr mit einem Kommunikationspreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

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