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Schlanker Urzeit-Räuber: Megalodon war anders gebaut als Weiße Haie
Der Megalodon galt lange als gigantische Version eines Weißen Hais. Doch bei Wissenschaftlern mehren sich die Zweifel: War der Riesenhai wirklich so gebaut?
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Der ausgestorbene Hai Megalodon war wahrscheinlich keine vergrößerte Ausgabe des bullig wirkenden Weißen Hais. Seine Form habe eher einem schlankeren Zitronenhai geähnelt, vermutet ein Forschungsteam im Fachjournal „Palaeontologia Electronica“. Als „riesig“ darf er mit gut 24 Metern Länge aber weiterhin gelten.
Damit wäre der Megalodon (Otodus megalodon) etwa sechsmal so lang wie ein Weißer Hai gewesen. Seine Größe entspräche damit eher der eines großen Wals und mit einem geschätzten Gewicht von rund 94 Tonnen wäre er auch annähernd so schwer. Der zylindrische Körper des Megalodon war den Forschenden zufolge vermutlich eher auf energieeffizientes Reisen als auf Hochgeschwindigkeitsjagden ausgelegt.
Wirbelsäulen-Vergleich liefert neue Schlüsse
Mit dem massigen Raubtier, das in reißerischen Filmen zu sehen ist, hatte er demnach wohl wenig gemein. „Beim Gigantismus geht es nicht nur darum, größer zu werden, sondern auch darum, den richtigen Körper zu entwickeln, um in dieser Größe zu überleben“, erklärte Mitautor Phillip Sternes. „Und der Megalodon war vielleicht eines der extremsten Beispiele dafür.“
Von dem Knorpelfisch, der vor rund 15 bis vor 3,6 Millionen Jahren lebte und die fast weltweit in den Meeren verbreitet war, wurden bislang keine vollständigen Skelette gefunden, sondern vor allem einzelne Zähne und Wirbel. Größe und Form müssen Wissenschaftler daher schätzen.
Wegen ähnlich gezackter Zähne wurde lange angenommen, dass sich Megalodon und Weißer Hai stark ähnelten. Das Team um Kenshu Shimada von der DePaul University in Chicago stützte sich nun nicht auf Zahnanalysen, sondern verglich die versteinerte, etwa elf Meter lange und fast vollständige Wirbelsäule eines Megalodon mit der von 165 lebenden und ausgestorbenen Haiarten, um das Verhältnis von Kopf, Körper und Schwanz abzuschätzen.
Für dieses Exemplar schätzen die Wissenschaftler eine Gesamtlänge von gut 16 Metern bei etwa 30 Tonnen Gewicht. Abgeleitet von anderen, weitaus größeren gefundenen Wirbeln gehen sie zudem davon aus, dass mehrere Jahrzehnte alte Megalodons mehr als 24 Meter lang sein konnten.
Auch mit den Proportionen befasste sich das Team. Weiße Haie (Carcharodon carcharias) haben einen stämmigen, für schnelle Bewegungen günstigen Körperbau mit breitem Mittelteil, der sich zum Schwanz hin stark verjüngt, Megalodon dagegen einen langgestreckten Körper. Diese Form sei für ein so großes Tier sinnvoller, um sich effizient durch Wasser bewegen zu können. Auch moderne Riesenhaie wie der Walhai (Rhincodon typus) und der Riesenhai (Cetorhinus maximus) sowie andere riesige Wasserwirbeltiere wie Wale hätten schlanke Körper.
Als Neugeborenes sei ein Megalodon womöglich bereits dreieinhalb bis vier Meter lang und damit so groß wie viele ausgewachsene Haie heutiger Arten gewesen. „Es ist durchaus möglich, dass Megalodon-Junge bereits kurz nach ihrer Geburt Meeressäuger erlegten“, so Sternes. Alle ihre Interpretationen seien Arbeitshypothesen und noch vorläufig, betonen die Forschenden auch - letztlich werde erst der Fund eines vollständigen Skeletts Sicherheit bringen. (dpa)
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