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Der Lebensraum des Maulwurfs schwindet. Auch der Bestand?

© dpa/Patrick Pleul

Schwindender Lebensraum: Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, ob er immer seltener wird

Versiegelte Flächen, weniger Wiesen und nun auch noch der Klimawandel. Verschwindet der Lebensraum des Maulwurfs? Ab 16. Mai können Sichtungen der Tiere gemeldet werden.

Von Yuriko Wahl-Immel

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Er wiegt nicht viel mehr als eine Tafel Schokolade, aber ist – gemessen an seiner geringen Größe – bärenstark: Der Maulwurf ist eigentlich bestens an sein Leben im Untergrund angepasst. Doch im Klimawandel hat die besondere, zu der Familie der Insektenfresser gehörende Art immer mehr Probleme mit zunehmender Trockenheit, aber auch massiven Regenfluten.

Tier- und Naturschützer schauen deshalb besorgt auf einen immer ungünstigeren und schrumpfenden Lebensraum für den streng geschützten europäischen Maulwurf. Sein Bestand geht zurück. In welchem Maße dies der Fall ist, darüber soll auch eine bundesweite Mitmach-Aktion ab 16. Mai Aufschluss geben. 

Bodenqualität wird schlechter, Lebensraum kleiner 

Weil immer mehr Flächen versiegelt und bebaut werden, es weniger Wiesen und Weiden gibt und Äcker teils mit Gülle versetzt und von schweren Maschinen verdichtet werden, schrumpft der Lebensraum des Säugetiers, schildert Janice Pahl vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Das sei in mehrfacher Hinsicht nachteilig, denn der Maulwurf spiele eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sein Bestand sei rückläufig, der Maulwurf als Art aber aktuell nicht bedroht.

Der Maulwurf ist kein Pflanzenschädling, sondern ein Fleischfresser und Nützling, der auch ungeliebte Wühlmäuse verscheucht und Spinnen, Engerlinge oder Schnecken frisst.

Eva Lindenschmidt, Biologin und Wildtierexpertin

Das Buddeltier ist über das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt, ergänzt Matthias Goerres, Naturschutzreferent beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Er darf nicht geschädigt oder gar getötet werden. Allerdings sei es Gartenbesitzern erlaubt, Pestizide einzusetzen, was auch für den Maulwurf übel ausgehen könne. Gesicherte Daten zur Population gebe es nicht, ein aber auch künftig weiter abnehmender Trend sei anzunehmen. 

Die Folgen des Klimawandels sind tödlich für viele Maulwürfe

Zunehmende Trockenheit lassen die oberen Bodenschichten verhärten – folgenreich für den Maulwurf, sagt Goerres. Er muss für seine Gänge viel tiefer graben, auch um an die dorthin ausweichenden Würmer zu gelangen – sofern sie nicht verendet sind. „Er bekommt weniger Energiezufuhr, braucht aber wegen seines erhöhten Kraftaufwandes eigentlich viel mehr Energie. Seine Aktivität verringert sich, sein Sterberisiko ist deutlich erhöht.“

Eine Mitmach-Aktion soll helfen zu ermitteln, ob der Bestand der Maulwürfe in Deutschland schrumpft.

© imago images/Andia

Zum Extremwetter gehören auch massive Regenfälle, die immer wieder zu Überschwemmungen führen. Sind die Tunnelgänge überflutet, versuchen es manche Maulwürfe – obwohl sie schwimmen können – an der Oberfläche. Dann sind sie aber Fressfeinden wie Fuchs oder Greifvogel ausgesetzt. Bleibt das Tier unten, kann das Goerres zufolge bedeuten: „Der Maulwurf ertrinkt.“ 

Deutschlandweite Meldeaktion startet wieder

Um einen besseren Überblick über den Bestand zu gewinnen, haben Akteure wie Nabu, Deutsche Wildtier-Stiftung sowie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung 2023 ein Mitmachprojekt gestartet. Die Bevölkerung soll nun auch wieder ab 16. Mai melden, wenn Igel, Maulwürfe oder deren Hügel gesichtet werden. Diesmal läuft die Aktion bis 26. Mai. In den Vorjahren war die Beteiligung groß. Es soll auch nach 2025 weitergehen, sagt Janice Pahl.

Noch immer gehen manche Menschen mit Schaufel oder Gift rabiat gegen Maulwürfe vor, wegen der Hügel, sagt Biologin Eva Lindenschmidt. „Man sollte sich ins Bewusstsein rufen: Der Maulwurf ist kein Pflanzenschädling, sondern ein Fleischfresser und Nützling, der auch ungeliebte Wühlmäuse verscheucht, die ans Gemüsebeet gehen und der Spinnen, Engerlinge oder Schnecken frisst.“ 

Wer in seinem Garten Flächen betoniere, Folien oder Schotter gegen Unkraut ausbringe, mache den Tieren das Leben zusätzlich schwer. Die Erde der Hügel könne man vorsichtig verteilen, ohne das Gras darunter zu beschädigen. „Der Maulwurf kann dann ungestört weiterarbeiten.“

Sollte der Bestand in Zukunft doch gefährdet sein, würde es eng, glaubt die Biologin vom Tierschutzverband „Vier Pfoten“. Denn: „Für ein Tier, das unter der Erde lebt und sehr viel Fläche braucht, wäre eine Aufzucht nicht möglich.“ (dpa)

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