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Ein Versuch zeigt die Folgen eines Auffahrunfalls mit hoher Geschwindigkeit.

© HARALD ALMONAT

Sichere Rad­wege feh­len: Mehr schwere Fahr­ra­d­un­fälle auf Land­stra­ßen

Immer mehr Menschen fahren Radtouren, aber auch die Zahl schwerer Unfälle auf Landstraßen steigt. Viele wären leicht zu vermeiden.

Stand:

Vier tote und 58 schwerverletzte Radfahrerinnen und Radfahrer – das ist die Unfallbilanz einer durchschnittlichen Woche auf deutschen Landstraßen. Damit verunglücken hier knapp 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren, wie eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zu schweren Radunfällen auf Landstraßen zeigt. Der Anstieg folgt dem Trend, dass immer mehr Menschen Rad fahren. Viele Unfälle ließen sich aber vermeiden.

„Das Hauptproblem ist, dass Radfahrende auf Landstraßen immer wieder übersehen werden“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. Häufigste Unfallursache sind Zusammenstöße mit Autos (41 Prozent), wobei meist die Autofahrenden den Unfall verursachen (59 Prozent). Jeder dritte schwere Radunfall außerorts passiert ohne weitere Beteiligte, etwa bei Stürzen.

189
Menschen starben 2023 in Deutschland an den Folgen eines Fahrradunfalls außerorts, fast 3000 wurden schwer verletzt.

Für die Studie hat die UDV knapp 10.000 schwere Radunfälle auf Landstraßen in neun Bundesländern analysiert, knapp 400 Unfallhergänge im Detail untersucht und in 40 Vor-Ort-Audits Gelände, Sichtweiten sowie Geschwindigkeits- und Verkehrsvorgaben geprüft. Allein 2023 gab es außerorts 189 getötete und 2996 schwerverletzte Radfahrerinnen und Radfahrer.

Besonders gefährlich sind Kreuzungen, wo gut zwei Drittel der schweren Radunfälle passieren, teilte die UDV mit. Zwar werden laut Polizei-Statistik tödliche Unfälle mehrheitlich von den Radfahrenden verursacht, etwa indem sie Autos die Vorfahrt nehmen. Jedoch sei das häufig Folge fehlender Sicherheitsmaßnahmen: „Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 Stundenkilometer fahren dürfen“, so Zeidler.

Die UDV fordert, dass Behörden sichere Übergänge für Radfahrende schaffen, Sichthindernisse beseitigen und an schlecht einsehbaren Kreuzungen mit Radverkehr die Geschwindigkeit begrenzen. Auf Landstraßen gäbe es keine Vorgabe wie in Städten, wo bei zulässigen Geschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometern pro Stunde der Autoverkehr vom Radverkehr getrennt wird. Außerorts könnten bestehende Wirtschaftswege genutzt, vorhandene Radwege abseits der Straße ausgebaut oder neue angelegt werden.

Die Unfallforscherin empfiehlt grundsätzlich mehr Vorsicht und Rücksichtnahme: Autofahrer müssten auf Landstraßen jederzeit mit Radfahrenden rechnen und bei geringer Sichtweite langsamer fahren. Radfahrende sollten bei der Tourenplanung schnell befahrene Landstraßen meiden und sichere Umwege in Kauf nehmen. Helle, reflektierende Kleidung und Licht sorgen zusätzlich für mehr Sichtbarkeit. (pei)

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