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Supermond: Letzter Vollmond des Jahres: Mythen und Fakten
Zum Jahresende gibt es einen Supermond - wann gibt es den nächsten? Und stimmt es etwa, dass man in dieser Nacht schlechter schlafen kann?
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In der Nacht zum Freitag ist über Deutschland der letzte Vollmond des Jahres zu sehen - und es wird ein sogenannter Supermond sein. Um den Vollmond ranken sich viele Mythen. Während in Büchern und Filmen die Verwandlung zum Werwolf beim Schein des Vollmonds thematisiert wird, sind manche Menschen davon überzeugt, dass sie stets in diesen Nächten schlechter schlafen. Wissenswertes und Mythen rund um den Vollmond im Überblick:
Was den Supermond ausmacht
Ein Supermond erscheint am Himmel größer als andere - das liegt an der Entfernung. Der erdnächste Punkt ist an diesem Donnerstag. Um 12.09 Uhr beträgt die Entfernung dann 356.965 Kilometer, wie Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg, erläutert. Zu anderen Zeiten kann der Mond mehr als 400.000 Kilometer von der Erde entfernt sein. Der Größenunterschied sei für Menschen jedoch nicht immer leicht erkennbar. Ein Supermond entsteht, wenn der Mond auf seiner elliptischen Umlaufbahn der Erde besonders nahe kommt und gleichzeitig Vollmond ist.
„Schon beim nächsten Vollmond, das wäre dann direkt kurz nach dem Jahreswechsel, ist der Mond dann wieder merklich weiter weg“, so Liefke. In etwa einem halben Jahr sei dann das Gegenteil der Fall und der Mond werde zum Vollmondzeitpunkt vergleichsweise klein sein. In einem Jahr findet dann der nächste Supermond statt - und zwar an Heiligabend. Der erdnächste Punkt wird demnach am 24. Dezember 2026, morgens um 9.31 Uhr, erreicht.
Letzter Mond des Jahres: „Cold Moon“ oder „Julmond“
Wenn es um den Vollmond geht, fallen auch Namen wie „Erdbeermond“ oder „Bibermond“. Diese stammen aus dem US-amerikanisch-kanadischen Raum, erklärt Liefke. „Die haben tatsächlich Ursprünge aus den Sprachen der Ureinwohner.“ So wird der letzte Mond des Jahres auch „Cold Moon“, also kalter Mond, genannt. Aus altdeutscher Tradition heraus heißt dieser auch „Julmond“. Das beziehe sich auf die Wintersonnenwende am 21. Dezember.
Schläft man bei Vollmond schlechter?
Der geläufigste Mythos rund um den Vollmond ist wohl, dass man in dieser Nacht schlechter schläft. Gibt es dafür Belege? „Wissenschaftlich ist die Lage gemischt“, erklärt Manuel Spitschan vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik und Professor an der Technischen Universität München. Der Chronobiologe forscht zur Wirkung von Licht auf Physiologie und Verhalten beim Menschen, unter anderem beim Thema Schlaf.
„Einzelne Studien berichten, dass Menschen in Vollmondnächten etwas später einschlafen oder etwas weniger Tiefschlaf aufweisen.“ Diese Effekte seien jedoch klein und über Studien hinweg nicht konsistent und ließen sich oft nicht reproduzieren. Ein Teil dieser Befunde könnten auch auf den sogenannten „File Drawer“-Effekt zurückgehen: Positive Ergebnisse würden eher veröffentlicht als negative, sodass die Literatur verzerrt sei.
„Unser Schlaf reagiert sehr empfindlich auf eine Vielzahl biologischer, verhaltensbezogener und umweltbezogener Einflüsse, und viele davon sind wesentlich stärker als der Mond“, erläutert er. Der wichtigste Taktgeber sei Licht: Helles Tageslicht stabilisiere die innere Uhr und fördere guten Schlaf. Abendliches oder nächtliches Licht, etwa von Lampen, Bildschirmen oder Straßenbeleuchtungen, könne hingegen die Einschlafzeit nach hinten verschieben. Aber auch Stress, Sport, die Temperatur im Schlafzimmer, Lärm oder Bettkomfort beeinflussen, wie tief und erholsam man schläft.
„Zusammengefasst entsteht Schlaf als Zusammenspiel vieler Faktoren, von denen Licht, Tagesstruktur, psychische Verfassung und Umgebung zu den stärksten gehören – weit stärker als der Mond“, so Spitschan.
Einfluss auf die Psyche?
„Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht gibt es keine überzeugenden Belege, dass der Vollmond direkte biologische Effekte auf die menschliche Psyche hat“, erklärt Spitschan. Zum einen sei Mondlicht sehr schwach. „Vollmondlicht erreicht typischerweise nur etwa 0.1 bis 0.3 Lux.“ Das sei deutlich schwächer als künstliches Licht am Abend mit 10 bis 100 Lux. Für neurowissenschaftliche Prozesse oder die innere Uhr sei es in der Regel zu schwach, um entsprechend wirksam zu sein.
Zudem zeigten Studien keine konsistenten Effekte. „Große epidemiologische und klinische Analysen zeigen keine robusten Zusammenhänge zwischen Mondphasen und Stimmungsstörungen, Krisenaufnahmen in Kliniken, psychiatrischen Symptomen oder suizidalen Ereignissen.“
Dem Vollmond wird zudem in anderen Bereichen eine Menge Einfluss nachgesagt, etwa im Zusammenhang mit Geburten. Dazu sagt der Experte: „Ein kausaler Einfluss auf den Beginn von Geburten ist in modernen Daten nicht belegbar.“
Warum wird dem Mond so viel Einfluss zugeschrieben?
Schon seit Jahrtausenden ist der Mond ein stark sichtbares, regelmäßiges Himmelsphänomen, wie Spitschan erklärt. „Er markiert Zyklen von ungefähr einem Monat, was historisch leicht mit biologischen Rhythmen wie dem weiblichen Zyklus verknüpft wurde.“ Außerdem sei der Mond, besonders der Vollmond, auffällig - „und unser Gehirn ist sehr gut darin, Muster zu erkennen“. Auch dort, wo es statistisch gesehen keine stabilen Zusammenhänge gebe.
Wenn man zufällig in einer Nacht mit Vollmond schlechter geschlafen hat, dann bringe man das eher mit der Mondphase in Verbindung, als bei anderen Nächten. „In der Wissenschaft nennt man das einen Erinnerungs- und Selektionsbias.“
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