
© dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Treibhausgase durch Tourismus: Emissionen haben sich in einem Jahrzehnt mehr als verdoppelt
Tourismus trug vor der Pandemie fast neun Prozent zum globalen Treibhausgas-Ausstoß bei. Die größte Herausforderung ist der Flugverkehr.
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Der Treibhausgas-Ausstoß durch Tourismus ist von 2009 bis 2019 mehr als doppelt so schnell gestiegen wie der Ausstoß der Weltwirtschaft. Dies geht aus einer Untersuchung des Tourismussektors in 175 Ländern hervor.
Hauptgrund für die rasante Zunahme ist wachsende Nachfrage, während die Technologie wie etwa Flugzeuge nur wenig effizienter wurden. Die Studie einer internationalen Forschergruppe um Ya-Yen Sun von der australischen University of Queensland ist im Fachjournal „Nature Communications“ erschienen.
Die mit Tourismus verbundenen Emissionen erhöhten sich laut der Studie um 3,5 Prozent pro Jahr, während es bei der globalen Wirtschaft 1,5 Prozent waren. „Ohne dringende Eingriffe in die globale Tourismusbranche erwarten wir einen jährlichen Anstieg der Emissionen von drei bis vier Prozent, was bedeutet, dass sie sich alle 20 Jahre verdoppeln werden“, sagte Sun. Dabei müssten sie nach den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens jährlich um zehn Prozent sinken.
Umgerechnet in das Treibhausgas-Potenzial von Kohlendioxid (CO₂) stieg der Ausstoß der Branche im untersuchten Zeitraum 2009 bis 2019 von 3,7 auf 5,2 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Damit trug der Tourismus im Jahr 2019 8,8 Prozent zum weltweiten Treibhausgas-Ausstoß bei. Die Ausgaben für touristische Reisen stiegen in der Zeit von 3,5 auf sechs Billionen US-Dollar.
Deutschland mit dem viertgrößten CO₂-Fußabdruck
Im Ranking der Länder mit dem größten CO₂-Fußabdruck durch Tourismus stehen die USA und China mit Abstand auf den ersten beiden Plätzen, dann folgt Indien. Das gilt sowohl für die Herkunftsländer der Touristen als auch für die Zielgebiete. Bei den Herkunftsländern steht Deutschland mit 4,7 Prozent des Gesamtausstoßes der Tourismusbranche auf Platz 4, bei den Zielgebieten auf Rang 5.
Dabei spielt der Binnentourismus in allen genannten Ländern eine große Rolle, vor allem in den USA und in Indien. Im Untersuchungszeitraum am stärksten gewachsen ist der Tourismus in China.
Der rasante Zuwachs der Nachfrage sei Haupttreiber der steigenden Emissionen, betonte Sun. Außerdem spielten das Bevölkerungswachstum und die vermehrte Nutzung privater Autos mit Verbrennermotor eine große Rolle. Dem gegenüber stünden technologische Fortschritte, welche den Ausstoß in dem untersuchten Jahrzehnt jedoch nur um 0,5 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente verringert hätten.
„Die größte CO₂-Herausforderung im Tourismus ist der Flugverkehr“, sagte Sun. Die Wissenschaftler empfehlen daher eine Reduzierung von Langstreckenflügen. Gezielte Maßnahmen dazu könnten CO₂-Steuern, Kohlenstoffbudgets und Verpflichtungen für alternative Kraftstoffe sein. Eine Einschränkung der Vermarktung von Langstreckenflügen würde ebenfalls dazu beitragen. (dpa)
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