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MIMIK UND KUNST: Warum die Mona Lisa so rätselhaft wirkt

Über kaum ein Lächeln ist so viel spekuiert worden wie das der Mona Lisa. Die junge Frau, Lisa del Giocondo, die Leonarda da Vinci zu Beginn des 16.

Über kaum ein Lächeln ist so viel spekuiert worden wie das der Mona Lisa. Die junge Frau, Lisa del Giocondo, die Leonarda da Vinci zu Beginn des 16. Jahrhunderts verewigte, trägt vermutlich das berühmteste Lächeln der Welt. Ihr Gesichtsausdruck wird häufig als rätselhaft oder nicht greifbar beschrieben.

Auch Naturwissenschaftler haben das Phänomen untersucht. Die Psychologin Paula Niedenthal etwa glaubt, dass das rätselhafte Lächeln nur deshalb so einen starken Effekt auf den Betrachter hat, weil die Mona Lisa ihn direkt anschaut. Die Forscherin glaubt, dass Menschen intuitiv die Mimik ihres Gegenübers imitieren, wenn sie jemandem in die Augen schauen und so die Gefühle des anderen nachempfinden. In einem Experiment bat sie Studenten, 72 Gemälde aus den vergangenen 400 Jahren danach zu bewerten, wie stark der emotionale Effekt der Bilder sei. Das Ergebnis: Die Porträts wurden emotionaler empfunden, wenn der Betrachter Augenkontakt mit der porträtierten Person hatte. Außerdem war der Effekt umso größer, je vieldeutiger das Lächeln war. „Weil die Mona Lisa uns anschaut, ahmen wir das Lächeln nach und empfinden so selbst das Mysteriöse an ihrem Lächeln“, sagt Niedenthal.

Die amerikanische Neurobiologin Margaret Livingstone glaubt auch, dass die Augen eine wichtige Rolle spielen. Sie hat allerdings eine einfachere Erklärung: Die Mona Lisa lächelt gar nicht. Livingstone fiel auf, dass die Mona Lisa nur zu lächeln scheint, wenn man nicht direkt auf ihren Mund schaut. Dann aber verschwindet das Lächeln. Schaut man der Mona Lisa in die Augen, so liegt der Mund in der Peripherie des Blickfeldes. Dort nimmt der Mensch Gegenstände anders wahr. Aus den Augenwinkeln deuten die Schatten unter den Wangenknochen dann ein Lächeln an. Sobald die Augen aber zurück auf den Mund schauen, entpuppt sich das Lächeln als Täuschung. Livingstone hat gewissermaßen den Da-Vinci-Code geknackt: Aus den Augenwinkeln scheint die Mona Lisa zu lächeln, sobald man ihr auf die Lippen schaut, verschwindet der Eindruck – und das macht ihr Lächeln so schwer zu fassen.kkp

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