
© Artwork by Dani Navarro
Was Dino-Mumien verraten: Saurier lebte auf ungewöhnlichem Fuß
Dinosaurier auf Hufen? Eine Entdeckung im US-Bundesstaat Wyoming wirft ein neues Licht auf die ausgestorbenen Tiere. Was man aus einer hauchdünnen Lehmschicht lernen kann.
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Zum Ende der Kreidezeit, vor rund 66 Millionen Jahren durchstreiften zwei Entenschnabel-Dinosaurier, ein Jungtier von etwa zwei Jahren und ein erwachsener Dinosaurier das Gebiet des heutigen Wyoming in den USA. Sie starben vermutlich durch Folgen einer Dürre und ihre Kadaver vertrockneten, bevor sie durch eine Flutwelle überspült und unter Sediment begraben wurden.
Nun haben Forschende ihre ähnlich wie Mumien erhaltenen Überreste entdeckt. Sie zeigen dank detaillierter Abdrücke von Haut, Stacheln und Füßen erstmals ein genaues Bild der Urzeit-Reptilien.
Das erste bestätigte Reptil mit Hufen
Ihre Ergebnisse stellen die Wissenschaftler der Universität Chicago im Fachmagazin „Science“ vor: „Erstmalig haben wir ein vollständiges, detailliertes Bild eines großen Dinosauriers, von dem wir wirklich überzeugt sind“, erklärt Erstautor Paul Sereno. Neben der besonderen Beschaffenheit der Funde und der Art ihrer Konservierung ist für ihn eine weitere Erkenntnis besonders wichtig: Die Pflanzenfresser besaßen am Hinterfuß offenbar keilförmige Hufe.

© Photograph courtesy of Tyler Keillor/UChicago Fossil Lab
Bisher sei darüber nur gemutmaßt worden, erklärt Hauptautor der Studie Paul Sereno: „Diese Entenschnabelsaurier-Mumien bergen viele Premieren: die frühesten dokumentierten Hufe eines Landwirbelsäulentiers und das erste bestätigte Reptil mit Hufen.“
Auch über den restlichen Körperbau sammelten die Wissenschaftler viele Informationen: Die Haut der Saurier war mit eher kleinen Schuppen bedeckt, gerade einmal ein bis vier Millimeter groß. Entlang der Linie vom Hals bis zum Rumpf verlief ein fleischiger Kamm, der über den Hüften in eine Stachelreihe überging und bis zur Schwanzspitze reichte.
Seine Hinterfüße ähnelten im Aufbau denen moderner Huftiere wie Pferde: Die Spitzen der drei Hinterzehen waren von einem keilförmigen Huf mit einer flachen Unterseite und fleischigem Fersenpolster umgeben. Auch die Vorderfüße waren behuft, allerdings deutlich kleiner und mit kürzeren Gliedmaßen.
Wie Lehm zur Schablone wurde
Aussagen über Haut, Knochen und Muskeln von Dinosauriern sind meist schwer zu treffen, da sie sich rasch zersetzen und Knochenfunde und Fußabdrücke wenig Hinweise liefern. Die Wyoming-Funde sind aufgrund einer Art der Mumifizierung jedoch besonders gut erhalten.
Nach dem Tod der Dinosaurier trocknete ihr Körper an der Oberfläche zunächst aus. Die Kadaver wurden anschließend mit einem dünnen Biofilm aus feuchtem Lehm und Ton bedeckt, der ein Abbild des Körpers bildete, erklärt Sereno: „Es funktioniert wie eine Maske oder Schablone.“ Die Lehmschicht sei so dünn, dass man sie wegpusten könnte. Gerade deswegen konservierte sie aber auch feine Details.
Um die filigranen Mumien-Abdrücke freizulegen, brauchte die Gruppe Fingerspitzengefühl: In aufwendiger Handarbeit legte das Team um den Fossilienexperten Tyler Keillor zuerst die hauchdünne Lehmschicht frei, bevor sie im Labor von Evan Saitta mit 3D-Oberflächenbildgebung, CT-Scans und Röntgenspektroskopie genauer untersucht und nachgebildet wurden. Schritt für Schritt rekonstruierte das Forschungsteam so das erste vollständige Bild eines behuften Dinosauriers, der vor rund 66 Millionen Jahren lebte.
Die Fundstelle in der Lance-Formation wird auch als „Mumien-Zone“ bezeichnet. „Die Badlands sind ein einzigartiges Gebiet, das noch viele weitere Überraschungen in Form von Fossilien bereithält“, meint Sereno. Hier fand vor über hundert Jahren der Fossiliensammler Charles Sternberg die ersten Entenschnabeldinosaurier. Dank historischer Aufzeichnungen und genauer Analysen konnte das Team der Universität Chicago jetzt, über ein Jahrhundert später, den alten Fundort in den Badlands rekonstruieren und die neuen Funde machen. (dpa)
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