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Die Amerikanische Rebzikade überträgt die Krankheit.

© Olaf Zimmermann/Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg /dpa

Weinbau: Neue Rebkrankheit nachgewiesen: Gefahr schneller Ausbreitung

Ihr Name klingt vielleicht schön, es drohen aber erhebliche wirtschaftliche Schäden für den Weinbau: In Südbaden sind Reben erstmals von der Goldgelben Vergilbung befallen. Was das nun zur Folge hat.

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Eine neue eingeschleppte Rebkrankheit könnte sich in Deutschland nach Einschätzung von Fachleuten schnell ausbreiten. An drei Standorten in Baden-Württemberg hat das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg Flavescence dorée nachgewiesen, wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe mitteilte.

Die auch Goldgelbe Vergilbung genannte Krankheit werde durch einen bakterienähnlichen Schadorganismus verursacht und von der Amerikanischen Rebzikade (Scaphoideus titanus) übertragen. Diese Zikade sei 2024 im Markgräflerland (Baden-Württemberg) erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. „Durch das gemeinsame Auftreten des Krankheitserregers und des Überträgers in einem Gebiet besteht die Gefahr einer schnellen Ausbreitung der Goldgelben Vergilbung“, hieß es.

Ernteeinbußen drohen

Befallene Weinreben bilden der Mitteilung zufolge je nach Rebsorte zunächst vergilbte oder vorzeitig rot verfärbte Blätter aus, die sich nach innen einrollen. Die Beeren könnten eintrocknen und bitter schmecken. „Daher sind erkrankte Rebstöcke nicht mehr für die Weinproduktion geeignet“, erklärte das LTZ, das sich in Baden-Württemberg mit Kulturpflanzen im Ackerbau und im Obstbau befasst. „Am Ende lässt ein Befall die Reben vorzeitig absterben.“

In Ländern wie Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz oder Ungarn habe die Rebkrankheit bereits Schäden im Weinbau verursacht. Die Europäische Union habe den Krankheitserreger wegen seines hohen wirtschaftlichen Schadpotenzials als Quarantäneschaderreger eingestuft. Das sind Schädlinge mit großer Schadwirkung an Pflanzen, die in einem Gebiet noch nicht auftreten oder nicht weit verbreitet sind und amtlichen Überwachungsmaßnahmen unterliegen.

Laut dem Julius Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, gab es bisher 2014 und 2020 lediglich an jeweils einer einzelnen Pflanze einen Befall der Goldgelben Vergilbung. Der Überträger - die Amerikanische Rebzikade - sei damals in Deutschland aber nicht nachgewiesen gewesen. Für Deutschland galt nach Angaben auf der Internetseite vom Sommer, dass die Goldgelbe Vergilbung hierzulande nicht vorkomme.

Rodung und Pestizideinsatz nötig

Nun waren laut LTZ einzelne Rebflächen in den Landkreisen Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Ortenaukreis in Südbaden betroffen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, müssen befallene Reben unverzüglich gerodet und die Amerikanische Rebzikade mit Insektiziden bekämpft werden, erläuterte René Fuchs vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg. Eine entsprechende Verordnung der Behörden soll die konkreten Maßnahmen regeln.

Die Amerikanische Rebzikade ist laut dem Weinbauinstitut nahezu unverwechselbar. Das fünf bis sechs Millimeter große Tier lasse sich anhand von drei markanten Merkmalen mit bloßem Auge oder einer Leselupe schnell erkennen: schwarze Flügelspitzen, schwarze Aderung der Flügel sowie ein orange-weiß gestreifter Kopfbereich. Vermutlich seien die Tiere über Verkehr auf der Autobahn oder Güterzüge nach Deutschland eingeschleppt worden.

© dpa-infocom, dpa:251124-930-333426/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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