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Die Angeklagten (2.v.l, 3.v.l) sitzen im Gerichtssaal neben ihren Anwälten Gönül Üstebay (l) und Hans Reinhardt (4.v.l).

© Marcel Kusch/dpa

Update

Gruppenvergewaltigung in Essen: Prozess gegen fünf Männer beginnt mit Geständnis

Die Angeklagten sollen sieben Mädchen und junge Frauen an abgelegene Orte gebracht und dort sexuell genötigt sowie in einigen Fällen vergewaltigt haben.

Mit dem Geständnis eines Angeklagten hat vor dem Essener Landgericht der Prozess um eine Serie von mutmaßlichen Gruppenvergewaltigungen und sexuellen Nötigungen im Ruhrgebiet. Nach der kurzen Erklärung des Verteidigers übernahm dann der 20-Jährige selbst das Wort. Lange und ausführlich schilderte er den Richtern, was zu Beginn des Jahres vorgefallen sein soll. Er habe sich mit den vier Anderen beim Kurznachrichtendienst WhatsApp zusammengeschlossen und sich dort über Frauen ausgetauscht und Verabredungen getroffen. Eine Gruppe hieß „Spinnen GE“, die andere „Scorpions MC 1%“. Motorradrocker bezeichnen sich selbst oft als „1%er“. Nuri E. will das gewusst, aber trotzdem nicht viel über den Gruppennamen nachgedacht haben. „Ich fand das einfach cool.“

Der 20-Jährige wollte nach eigenen Angaben immer nur dazu gehören. Die Chefs der Gruppe seien aber andere gewesen. Diese hätten sich in der Regel einzeln mit Mädchen zu einem Treffen verabredet und danach die anderen informiert. Die Fälle, die in der Anklageschrift stehen, ähneln einander. In der Regel waren die Mädchen zwar überrascht, dass sie plötzlich zu vier Männern und nicht nur zu einem Mann ins Auto steigen sollten. Trotzdem seien sie mitgekommen.

Die Taten sollen immer nach dem gleichen Muster abgelaufen sein

Mit dem Auto soll die Gruppe dann meistens in abgelegene Waldgebiete oder auf Feldwege im Ruhrgebiet gefahren sein. Laut Anklage nahmen die Männer der Schülerin unter einem Vorwand das Handy ab, um sie in der Dunkelheit sodann vor die Wahl zu stellen: „Entweder du musst hier alleine ohne Telefon aussteigen und nach Hause laufen. Oder wir haben alle ein bisschen Spaß miteinander.“ So oder so ähnlich sollen sich die Angeklagten ausgedrückt haben.

Nuri E. hat dies genau so in seinem Geständnis geschildert. Und er räumte auch ein: „Ich habe gemerkt, dass sie das nicht wollten.“ Der 20-Jährige besteht aber darauf, selbst niemals gedroht zu haben oder gewalttätig geworden zu sein.

Wie sich die übrigen Angeklagten im Prozess verhalten, ob sie ebenfalls aussagen oder schweigen, wird sich frühestens im August entscheiden.

„Meine Mandantin hat Schreckliches durchlebt, es geht ihr bis heute überhaupt nicht gut“, sagte ein Nebenklägervertreter am Rande des Prozessauftaktes. Das Gericht hat insgesamt 21 Verhandlungstage bis November terminiert. 

Zum Prozessauftakt beantragte die Verteidigung des 17-jährigen Angeklagten den Ausschluss der Öffentlichkeit, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Die Kammer wies diesen Antrag zurück.

Die Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet waren im Februar bekannt geworden. Nach einem tatverdächtigen 18-Jährigen hatte die Polizei damals mit dessen Bild gefahndet. Der Gesuchte stellte sich daraufhin der Polizei. Für den Prozess beraumte die Essener Strafkammer zunächst 20 weitere Verhandlungstage bis Mitte November an. (AFP, dpa)

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