
© AFP/Bashar Taleb
70 Palästinenser getötet: Israelische Luftangriffe in der Nähe von Chan Junis – Hamas meldet Dutzende Tote
Bei israelischen Luftangriffen und Panzerbeschuss in der Nähe der Stadt Chan Junis sind 70 Palästinenser getötet worden. Israel hat die Evakuierung einzelner Gebiete angeordnet.
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Die Zahl der Todesopfer beim Angriff des israelischen Militärs auf Gebiete bei Chan Junis im Gazastreifen ist nach palästinensischen Angaben auf 70 gestiegen. Mehr als 200 seien bei den seit dem frühen Morgen andauernden Angriffen verletzt worden, teilte die von der islamistischen Palästinenserorganisation kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen am Montag mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Unter den Toten war nach palästinensischen Angaben auch eine Familie. „Eine Familie, mitsamt Kindern, wurde in Stücke gerissen, während sie schlief“, sagte ein Mann in einem Krankenwagen, der die Leichen transportierte.
Das israelische Militär äußerte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht zu den Zahlen der Toten und Verletzten. In einer Erklärung hieß es jedoch, die Armee habe mit Kampfflugzeugen und Panzern „Terroristen in dem Gebiet getroffen und eliminiert“.
Die Streitkräfte hätten mehr als 30 Einrichtungen „terroristischer Infrastruktur“ in Chan Junis angegriffen. Israelische Kampfflugzeuge hätten zudem ein Waffenlager, Beobachtungsposten, Tunnelschächte und von Hamas-Kämpfern genutzte Strukturen getroffen, hieß es weiter.
Zuvor hatte die israelische Armee bereits die Evakuierung des östlichen Teils der Stadt angeordnet und erklärt, die Streitkräfte seien „im Begriff, gewaltsam gegen die terroristischen Organisationen vorzugehen“.
Die Zivilbevölkerung sei zum eigenen Schutz aufgerufen worden, sich von den Kampfgebieten fernzuhalten und sich in die als Auffanglager ausgewiesene sogenannte humanitäre Zone Al-Mawasi zu begeben. Nach arabischen Medienberichten galt der Aufruf rund 400.000 Menschen. Gesundheitseinrichtungen seien davon nicht betroffen.
Israelischen Medienberichten zufolge waren tausende Palästinenser dem Evakuierungsaufruf gefolgt. Israel habe kurz nach den Aufforderungen mit der Bombardierung des Gebietes begonnen.
Das israelische Militär war in der Vergangenheit mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen außerhalb der Stadt zurückgezogen. Die Armee wirft der Hamas vor, dies ausgenutzt zu haben, um dort erneut einzusickern und dabei auch Teile der von Israel deklarierten humanitären Zone für ihre Aktivitäten zu nutzen.
UN-Hilfskonvoi unter Beschuss
Ein UN-Hilfskonvoi soll auf dem Weg nach Gaza nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA von Israel beschossen worden sein. Dabei sei ein Fahrzeug schwer beschädigt worden, die humanitären Helfer hätten Deckung suchen müssen, Verletzte habe es nicht gegeben, schrieb der Generalsekretär des UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Montag auf der Plattform X.
Der Zwischenfall ereignete sich demnach am Sonntag in der Nähe eines Armeekontrollpunkts südlich von Wadi Gaza. Die israelische Armee nahm zunächst nicht zu den Vorwürfen Stellung.
Lazzarini forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Das Fahrzeug sowie das Team waren demnach deutlich als UN gekennzeichnet, die Fahrt sei mit den israelischen Behörden koordiniert und von ihnen genehmigt worden.
Israel begründete sein Vorgehen mit neuen Angriffen militanter Palästinenser vom östlichen Teil von Chan Junis aus, bei denen unter anderem Raketen abgefeuert worden seien. Von palästinensischer Seite wurde dies bestritten und als Vorwand für weitere israelische Angriffe bezeichnet.
Das Hamas-Gesundheitsministerium in Gaza gab am Montag die Opferzahlen seit Kriegsbeginn (7. Oktober) mit rund 39.000 getöteten Palästinensern an. Angaben zu getöteten Zivilisten und Kämpfern machte das Ministerium nicht. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden. (Reuters, KNA, dpa)
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