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„A Friend of the Family“: Verstörend wahrhaftig, wahrhaft verstörend
Die Magenta-Serie „A Friend of the Family“ zeichnet einen bizarren Entführungsfall der 70er Jahre in Idaho nach, bei dem das Opfer zweimal entführt wurde. Scheinbar freiwillig.
Stand:
Was am Bildschirm bedrohlich ist und was nicht, entscheidet schon längst nicht mehr das Äußere des Bedrohlichen, geschweige denn sichtbares Handeln der Protagonisten. Echt brenzlig wird die Bedrohung, Jahrzehnte nach Darth Vader, Cruella de Ville, Hannibal Lecter oft erst, wenn es zunächst mal so lächelnd daherkommt wie Robert Berchtold.
Als der vierfache Vater die Brobergs zum Nachbarschaftspicknick lädt, deutet nichts darauf hin, was dann im Serien-Neunteiler „A Friend of the Family“ (Magenta TV) folgt. „B“, wie den netten Möbelhändler aus Idaho alle nennen, ist pädophil. Und das lässt er gepaart mit einer Ladung toxischer Männlichkeit an Bobs Tochter Jan aus, die er im Lauf der Serie gleich doppelt – und offenbar freiwillig – entführt.
Wie soll ich diese Familie führen, wenn du mir ständig auf den Füßen stehst?!
Bob zu seiner Frau Mary Ann
Klingt surreal, ist die Fiktion einer wahren Geschichte, die zum Schreien wäre, würde sie ihr Publikum nicht bis zu 450. Minute atemlos machen. Denn nachdem B (Jake Lacy) die Zwölfjährige (Hendrix Yancey) unterm Vorwand einer Alien-Mission gekidnappt hat, bringt er den Teenager (Mckenna Grace) nach lächerlich kurzer Haft erneut in seine Gewalt und profitiert von einer psychischen Infiltration, die nur Jans Vater (Colin Hanks) erkennt.
Nur rennt er dabei gegen die Wände seiner evangelikalen Gemeinde, die vor dem, was nicht sein darf, beide Augen verschließt. Und weil das Patriarchat im US-Bibelgürtel alleine regiert, sehen Mary Ann Broberg (Anna Paquin) und Gail Berchtold (Lio Tipton) der Schlacht ihrer Gatten fast tatenlos zu. Und Showrunner Nick Antosca macht daraus verstörend wahrhaftige, wahrhaft verstörende True Crime der 1970er, die nirgends kostümiert aussieht.
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