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Im öffentlichen Dienst und an den Flughäfen gab es 2025 größere Streikaktionen.

© dpa/Thomas Banneyer

Tariflöhne im „normalen“ Bereich gewachsen: 0,4 Prozent höhere Reallöhne in 2025

Öffentlicher Dienst, Deutsche Post, Versicherungsgewerbe: Für rund 20 Millionen Tarifbeschäftigte haben sich die Einkommen in diesem Jahr leicht erhöht. In welche Branchen 2026 Verhandlungen anstehen.

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Nach deutlichen Erhöhungen der Tarifeinkommen 2023 und 2024 hat sich die Lohnentwicklung in diesem Jahr normalisiert. Die Tarife stiegen um durchschnittlich 2,6 Prozent, nachdem sie als Reaktion auf die hohe Inflationsrate in den Vorjahren um 5,5 sowie 5,4 Prozent gestiegen waren. 2,6 Prozent entsprechen exakt der jährlichen Zuwachsrate in den 2010er Jahren.

Wie das WSI-Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in seiner Jahresbilanz weiter ausführt, profitierten rund 20 Millionen Beschäftigte von tariflichen Einkommenserhöhungen. Da die Inflationsrate 2025 voraussichtlich 2,2 Prozent beträgt, beträgt der reale Lohnzuwachs 0,4 Prozent.

Trotz des leichten Anstiegs befinden sich die Tariflöhne preisbereinigt noch immer unter dem Wert von 2020, dem ersten Coronajahr. „Dies liegt auch daran, dass Inflationsausgleichsprämien in diesem Jahr wieder wegfielen“, erläuterte Thorsten Schulten vom WSI.

Inflationsprämie wirkt nach

2023 und 2024 basierte ein erheblicher Anteil der Tariflohnzuwächse nicht auf dauerhaft wirksamen Lohnerhöhungen, sondern auf Einmalzahlungen, die von der Bundesregierung steuer- und abgabenfrei gestellt wurden. Wenn diese Inflationsprämie dauerhaft gezahlt würde, wären die Tariflöhne 2025 rechnerisch mit 4,2 Prozent deutlich stärker angestiegen.

Zu den Branchen, die das Bild der Tarifrunde 2025 prägten, gehörten der Öffentliche Dienst (Bund und Gemeinden), die Deutsche Post, die Deutsche Bahn und das Versicherungsgewerbe.

Tarifverhandlungen 2026

2026 stehen im Januar und Februar Verhandlungen für Beschäftigte der Bundesländer an. Im Februar endet die Friedenspflicht für die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) im anstehenden Tarifkonflikt mit der Bahn.

Erstmals seit vielen Jahren wird ohne den langjährigen GdL-Vorsitzenden Claus Weselsky verhandelt. Dessen Nachfolger Mario Reiß muss sich erstmals als Verhandlungsführer behaupten. Zumindest im Auftreten ist Reiß moderater als Weselsky. In bereits laufenden Tarifgesprächen mit anderen Bahnbetreibern fordert die GdL acht Prozent mehr Geld für ihre Mitglieder.

Alles in allem bekommen im kommenden Jahr rund zehn Millionen Beschäftigte neue Tarifeinkommen. Im Frühjahr verhandeln die Sozialpartner in der chemischen Industrie, ab Oktober steht dann in der Metallindustrie die größte Auseinandersetzung im neuen Jahr an, wenn die IG Metall für 3,6 Millionen Arbeitnehmer höhere Löhne durchzusetzen versucht.

Für eine erfolgreiche Tarifrunde benötigen insbesondere die Industriegewerkschaften ein Ende der Rezession. Wie groß die tarifpolitischen Spielräume in Krisenzeiten sind, wird sich am kommenden Dienstag zeigen, wenn die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ihre Lohnforderung für 2026 beschließt.

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